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Nichts von der hehren Mythenwelt früherer Vertonungen gibt es bei Offenbach. In seinem Orpheus in der Unterwelt, uraufgeführt 1858 im Pariser Theater der „Bouffes-Parisiens“, erleben wir Orpheus als stinklangweiligen Musiklehrer und Eurydike als seine von ihm genervte Ehefrau. Als Eurydike zur Hölle fährt, könnte nichts ihren Gatten mehr erfreuen! Wäre da nicht die Öffentliche Meinung, die Orpheus dazu nötigt, seine Frau bei Göttervater Jupiter im Olymp zurückzufordern. Von Nektar und Ambrosia gelangweilt, kommt gleich die ganze Götterfamilie mit Orpheus in die Unterwelt. In Offenbachs Werk, das als die erste Operette der Geschichte gilt, darf über triste Ehen ebenso gelacht werden wie über verkorkste Götter und eine partysüchtige Unterwelt.

Die Regie für dieses komödiantische Meisterwerk liegt in der Hand von Spymonkey, Großbritanniens führendem Ensemble für Physical-Comedy. Mit Orpheus in der Unterwelt präsentiert die Gruppe ihre erste Produktion an einem Opernhaus. „Orpheus in der Unterwelt passt perfekt zu unserer komödiantischen Handschrift“, so Toby Park, einer der künstlerischen Leiter. „Als Antikenparodie und Mythentravestie präsentiert das Stück eine Welt, die jeder kennt, und stellt diese intelligent auf den Kopf. Genauso funktionieren auch unsere performative Sprache und unsere Form der Comedy!“ Das Ensemble der Volksoper entfaltet in dieser Produktion sein wahres Clown-Potenzial. 

Prolog

Jacques Offenbach ist wieder in der Stadt! Der Begründer der Operette hat eine Zeitreise in die Gegenwart unternommen und ist zurück in Wien, um eine Aufführung seines größten Erfolgs Orpheus in der Unterwelt zu besuchen …

Akt I

1. Bild. Der Tod der Eurydike

Auf dem Land bei Theben. Die Ehe des Musikers Orpheus mit seiner kapriziösen und – nach Jahren des gegenseitigen Überdrusses – sich schwer fadisierenden Gattin Eurydike ist zerrüttet. Beide vertreiben sich längst mit diversen Liebensabenteuern die Langeweile. Eurydikes aktuelle Affäre mit dem Schäfer Aristeus (hinter dem sich niemand Geringerer als Pluto, der Herr der Unterwelt, verbirgt) ist so leidenschaftlich, dass sie sich augenblicklich scheiden lassen möchte. Doch Orpheus denkt gar nicht daran und rächt sich mit einer wohl erprobten Foltermethode: seiner selbst komponierten Musik! Außerdem hat er für seinen Nebenbuhler eine Giftschlange im ehebrecherischen Liebesnest platziert. Eurydike versucht, den Geliebten vor der Finte zu warnen und wird dabei selbst tödlich gebissen. Gemeinsam mit Pluto fährt sie hinab in die Unterwelt. Als Orpheus vom Tod seiner Frau erfährt, verleiht er seiner allergrößten Freude darüber Ausdruck! Doch er hat seine Rechnung ohne die personifizierte Öffentliche Meinung gemacht: Diese fordert ihn dazu auf, seine Frau bei Göttervater Jupiter im Olymp zurückzufordern.

2. Bild. Der Olymp

Morpheus streut den von ihren Streifzügen auf den Olymp zurückkehrenden Göttinnen und Göttern Schlaf in die Augen, die sich sogleich zu ihrer auf den Wolken schlummernden Verwandtschaft gesellen. Die untröstliche Diana weckt den gesamten Hofstaat mit ihrem Gezeter auf und schnell wird klar: Es geht hier nichts nach den Vorstellungen von Göttervater Jupiter. Seiner eifersüchtigen Gattin Juno ist das Gerücht zu Ohren gekommen, jemand habe die schöne Sterbliche Eurydike entführt. Das kann nur ihr unmoralischer Ehemann gewesen sein! Doch Götterbote Merkur entkräftet ihren Verdacht: Pluto ist der Entführer. Sogleich wird dieser zu einem Verhör gerufen, schlägt aber mit einem perfiden Manöver zurück: Seine höllisch verlockenden Speisen wecken in den Göttinnen und Göttern Gelüste nach solider Nahrung – sie haben das ewiggleiche Nektar und Ambrosia satt. Eine Revolte bricht sich Bahn! In einem „Kampf der Giganten“ wirft der eine dem anderen vor, ein Lotterleben zu führen, woraufhin die Göttinnen Jupiter als notorischen Frauenverführer bloßstellen. Da erklimmt die Öffentliche Meinung mit Orpheus im Schlepptau den Olymp, der widerwillig seine Frau zurückfordert. Jupiter sichert ihm die Rückkehr Eurydikes zu, doch spätestens jetzt hat auch er ein Auge auf die legendenumwobene Schöne geworfen. Um die Einhaltung dieses Arrangements zu überprüfen, macht Jupiter sich also persönlich in die Unterwelt auf … Und alle wollen mit!

Akt II

Vor dem Pfeil Cupidos ist selbst Jacques Offenbach nicht sicher: Er ist rasend verliebt in seine Hauptdarstellerin und ihr stets auf den Fersen. Dabei versucht er, die eine oder andere seiner in die Jahrhunderte gekommenen Ideen aus Orpheus in der Unterwelt zu adaptieren …

3. Bild. Die Verwandlung des Jupiter

Statt zuhause in Theben langweilt sich Eurydike nun im höllischen Boudoir. Als schlechter Ersatz für den ersehnten Geliebten erscheint Hans Styx, das Faktotum der Unterwelt, der Eurydike zu allem Überfluss ungefragt seine Lebensgeschichte aufdrängt. Schließlich trudelt Pluto gemeinsam mit Jupiter in der Unterwelt ein. Der olympische Göttervater bietet dem Gegenspieler eine Möglichkeit, seinen Namen entsprechend den mythologischen Moralvorstellungen reinzuwaschen: Pluto soll seine Unschuld vor dem Gericht der Unterwelt beweisen. Der Ausgang der Verhandlung interessiert Jupiter jedoch weniger als die Frage, wo sich Eurydike denn nun aufhalte. Cupido eilt ihm mit seinen „Polizisten der Liebe“ zur Hilfe und sorgt für eine weitere von Jupiters berühmten Verwandlungen … Endlich vereint, fassen Eurydike und Jupiter einen Plan zur Flucht aus der Unterwelt – und sogleich möchte Pluto auch eine solche erfolgversprechende Metamorphose.

4. Bild. Die Unterwelt

Pluto lässt in seinem Reich ein rauschend-dionysisches Fest steigen, auf dem sich nun auch alle Göttinnen und Götter des Olymps vergnügen und Eurydike – als Bacchantin verkleidet – eine vielbestaunte Einlage präsentiert. Während sich Jupiter und Pluto noch um Eurydike als Spielball ihres Begehrens streiten, kommen auch Orpheus und die Öffentliche Meinung auf dem Fest an. Jupiter beschließt in einem göttlichen Sinneswandel, dass Orpheus seine Frau aus der Unterwelt hinausführen soll – doch es gibt eine Bedingung: bloß nicht umdrehen!

Besetzung

Bühnenbild und Kostüme
Julian Crouch
Choreographie
Gail Skrela
Video
Joshua Higgason
Choreinstudierung
Roger Díaz-Cajamarca
Orpheus
Daniel Kluge
Öffentliche Meinung
Ruth Brauer-Kvam
Pluto (Aristeus)
Timothy Fallon
Merkur / Aikos, ein Richter
Jakob Semotan
Jacques Offenbach / Morpheus
Marcel Mohab
Wolfgang Zimmer, sein Adlatus
Georg Wacks
Minos, ein Richter
Oliver Liebl
Rhadamanthys, ein Richter
Martin Enenkel

Operette von Jacques Offenbach

Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt
ist das erste Mal im Jahr 1858 in Paris aufgeführt worden.
Sie gilt als erste Operette der Welt.
Sie ist anders frühere musikalische Versionen
der Geschichte von Orpheus und Eurydike.
Das Publikum darf über schlechte Ehen,
eigenartige Götter und eine partysüchtige Unterwelt lachen.

Handlung

Orpheus ist ein stinklangweiliger Musiklehrer
und geht seiner Frau Eurydike gewaltig auf die Nerven.
Sie hat eine Liebesaffäre.
Orpheus legt ihr deshalb
eine giftige Schlange ins Bett
und Eurydike fährt in die Hölle.
Orpheus ist sehr erfreut darüber.
Aber die Öffentliche Meinung zwingt ihn,
dass er seine Frau vom Göttervater Jupiter zurückfordert.
Die Öffentliche Meinung schleppt Orpheus auf den Olymp,
wo die Götter wohnen.
Orpheus fordert widerwillig seine Frau zurück.
Jupiter verspricht Orpheus,
dass Eurydike zurückkommen wird.
Aber eigentlich interessiert er sich selbst für sie.
Also will er persönlich in die Unterwelt –  
und die ganze Götterfamilie will mit!
Am Ende gibt Pluto, der Gott der Unterwelt, ein großes Fest,
bei dem auch alle Göttinnen und Götter des Olymp dabei sind.
Jupiter beschließt schließlich,
dass Orpheus seine Frau aus der Unterwelt führen soll.
Aber es gibt eine Bedingung:
Sie dürfen sich nicht umdrehen! 

Bilder und Videos

Pressestimmen

Der Volksoper gelingt ein Triumph der Komödiantik: So spielt man Operette!
Wiener Zeitung 23. Jänner 2023
Sie erweisen sich als echter Turbo in dieser Volksopernproduktion von Jacques Offenbachs Orpheus in der Unterwelt , die Herren des britischen Regieteams Toby Park & Aitor Basauri weltbekannt als Spymonkey. Gemeinsam mit Julian Crouch, einem der extravagantesten Ausstatter, holen sie die verluderte antike Götterwelt mit all ihren Marotten, Unsitten, und erotischen Betrügereien an den Währinger Gürtel.
Kronen Zeitung 23. Jänner 2023
So viel an ausgelassener Blödelei und herrlich britischem Slapstick erlebt man hierzulande auf einer Bühne eher selten. (...) Jubel!
Kurier 23. Jänner 2023
So viel wurde an der Volksoper selten über virtuosen Slapstickunsinn gelacht.
Der Standard 23. Jänner 2023
So, genau so, spielt man Operette: Rasant, unverstaubt, modern und bunt als grandioses Unterhaltungstheater auf hohem Niveau.
Wiener Zeitung 23. Jänner 2023
Ein britisches Schauvergnügen!
Kronen Zeitung 23. Jänner 2023
Aitor Basauri und Toby Parks haben sich als Spymonkey diesmal in ein neues Gefilde vorgewagt – und mit Offenbach tatsächlich das gefunden, was sie mit ihrem eigenen Theater wollen: Stücke machen, die Kopf stehen. So darf man mit ihnen eine Tour de Force zwischen Monty-Python-Humor und einem Höllengallop erleben, der im Sinne ganz wienerisch verstanden ist. So schlimm wird am Ende doch nicht alles kommen.
orf.at 23. Jänner 2023
Souverän lässt Alexander Joel Offenbach swingen, grelle Klangpointen knallen und feine lyrische Momente schmelzen.
Kronen Zeitung 23. Jänner 2023