In Jacques Offenbachs Orpheus in der Unterwelt darf über triste Ehen ebenso gelacht werden wie über verkorkste Götter und eine partysüchtige Unterwelt. Das komödiantische Meisterwerk hat nichts mehr von den hehren Mythenwelt früherer Vertonungen. 1858 im Pariser Theater der „Bouffes-Parisiens“ uraufgeführt, bricht hier eine neue Welt an, die Welt der Operette, als deren Grundstein Orpheus in der Unterwelt bis heute gilt.
Das Publikum erlebt die alten Helden als Pantoffelhelden: Orpheus als stinklangweiligen Musiklehrer und Eurydike als seine von ihm genervte Ehefrau. Als Eurydike zur Hölle fährt, könnte nichts ihren Gatten mehr erfreuen! Wäre da nicht die Öffentliche Meinung, die Orpheus dazu nötigt, seine Frau bei Göttervater Jupiter im Olymp zurückzufordern. Von Nektar und Ambrosia gelangweilt, kommt gleich die ganze Götterfamilie mit in die Unterwelt, wo mit dem sogenannten Höllen-Cancan eines der bekanntesten Stücke der Musikgeschichte wartet.
Ruth Brauer-Kvam über ihre Rolle als "Die Öffentliche Meinung":
Heutzutage ist die Öffentliche Meinung überall und ständig vorhanden. In allen Sozialen Medien, auf der Straße und im Bekanntenkreis. Niemand, der in der Öffentlichkeit steht, ist vor ihr "sicher". Das ist einerseits eine großartige Entwicklung, anderseits dürfen wir dabei aber nie vergessen: "Meinen ist ein mit Bewußtsein sowohl subjektiv, als objektiv unzureichendes Fühwahrhalten." (Immanuel Kant)
Wie lustig kann Operette heute sein? Diese Frage wird Spymonkey (Aitor Basauri, Toby Park) beantworten, Großbritanniens führendes Ensemble für Physical-Comedy und moderne Clownerie. Mit Orpheus in der Unterwelt präsentiert die Gruppe ihre erste Produktion an einem Opernhaus. „Das Werk passt perfekt zu unserer komödiantischen Handschrift“, so Toby Park, einer der künstlerischen Leiter. Und wenn Sie glauben, Sie hätten das Ensemble der Volksoper schon in allen seinen Facetten erlebt, so haben Sie sich getäuscht, denn in Orpheus in der Unterwelt entfaltet es sein wahres Clown-Potenzial!