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New York, 1916: Als der Dichter Scholem Alejchem zu Grabe getragen wird, säumen Hunderttausende die Straßen und erweisen dem Autor die letzte Ehre.

New York, 1964: Fast 50 Jahre nach Alejchems Tod hat das auf seinen Geschichten basierende Musical Fiddler on the Roof von Jerry Bock, Joseph Stein und Sheldon Harnick Premiere. Bald hagelt es Preise, das Musical tritt seinen Siegeszug an.

Wien, 2003: Anatevka, wie das Musical auf Deutsch heißt, hat in der Inszenierung von Matthias Davids Premiere an der Volksoper. Zwischen Humor und Ernst balancierend, wird sie zu einer der beliebtesten Produktionen des Volksopernpublikums.

Warum dieser Welterfolg?  Die Geschichte jedenfalls klingt nicht nach klassischem Musical: In dem jüdischen Schtetl Anatevka leben der Milchmann Tevje, seine Frau Golde und ihre fünf Töchter. Was wie ein Märchen beginnt, erweist sich als höchst realistische Geschichte: Die Heiratspläne der Töchter stellen das Traditionsbewusstsein des Vaters auf eine harte Probe – und als ein Pogrom über Anatevka hereinbricht, wird die Familie zerstreut. Das Stück aber erzählt nicht nur vom Leben im Schtetl, sein Kern ist eine universelle Geschichte von Erwachsenwerden und brüchigen Traditionen. 

Empfohlen ab 9 Jahren

1. Akt: Der Milchmann Tevje weiß, wie man trotz drückender Armut und Bedrohungen von außen die Hoffnung bewahrt und überlebt: Man balanciert wie ein „Fiedler auf dem Dach“ und hält sich an die Tradition.

Tevje ist arm an Geld, aber reich an Frauen: Er hat eine resolute Ehefrau, Golde, und fünf Töchter. Die ältesten, Zeitel, Hodel und Chava, müssen demnächst unter die Haube gebracht werden. Die Mädchen fragen sich aufgeregt, ob es der Heiratsvermittlerin Jente gelingen wird, die richtige Partie für sie zu finden (Jente, o Jente), denn sie spüren, dass es „vermittelte Liebe nicht gibt“. Ihr Vater malt sich aus, wie sein Leben aussehen würde, 
wenn … (Wenn ich einmal reich wär‘).

Beim Sabbatgebet hat die Familie einen Gast, den fortschrittlich denkenden Perchik. Nach dem Sabbat trifft Tevje auf Drängen seiner Frau den reichen, verwitweten Fleischer Lazar Wolf, der um Zeitels Hand anhält. Die beiden Männer besiegeln die Verbindung mit reichlich Alkohol (Zum Wohl!). Auf dem Heimweg wird Tevje vom Wachtmeister gewarnt: Eine „kleine, inoffizielle Demonstration“ stehe bevor: ein Pogrom.

Tevje hat die Rechnung zwar mit dem Fleischer, aber ohne die Braut gemacht: Zeitel ist in den armen Schneider Mottel verliebt. Nach einigem Nachdenken (Tevjes Monolog) findet sich Tevje damit ab, Zeitel und Mottel sind überglücklich (Wunder, ein Wunder). Nun muss er einen Weg finden, dies seiner Frau Golde zu erklären: Er fingiert einen Traum, in dem ihm Großmutter Zeitel und Lazar Wolfs verstorbene Frau Fruma Sarah eindringlich zur Ehe seiner Tochter mit dem Schneider raten (Tevjes Traum). Die abergläubische Golde glaubt die Geschichte, Zeitel und Mottel heiraten (Gestern noch war’n sie kleine Kinder). 

Es wird ausgelassen gefeiert (Flaschentanz), doch das Fest wird brutal gestört …

2. Akt: Auch die Zweitgeborene überrascht ihren Vater mit eigenmächtigen Eheplänen: Hodel ist entschlossen, mit Perchik nach Kiew zu gehen (Ich hab ja was ich will). Tevje sträubt sich (Ich höre wohl nicht ganz recht?), doch schließlich gibt er den jungen Leuten seinen Segen. Seiner Frau erklärt Tevje, „wir leben in einer anderen Zeit“, und fragt Golde nach ihren Gefühlen für ihn (Ist es Liebe?).

Das Gerücht geht in Anatevka um, Perchik sei festgenommen und nach Sibirien geschickt worden. Hodel folgt ihm, nachdem sie von ihrem Vater Abschied genommen hat (Fern von dem Elternhaus).

Als Tevje erfährt, dass die Tochter Chava heimlich dem russischen Christen Fedja das Jawort gegeben hat, verstößt er sie und fragt sich verzweifelt, was er in seiner Erziehung nur falsch gemacht hat (Kleiner Spatz, kleine Chavaleh).

Der Wachtmeister bringt die Nachricht, dass die Bewohner des Städtchens ihre Häuser innerhalb von drei Tagen räumen müssen – das Pogrom steht bevor. Beim Abschied von Anatveka versöhnt sich Tevje auch mit Chava.

Besetzung

Kostüme
Judith Peter
Choreographie
Melissa King
Choreinstudierung
Holger Kristen

Musical von Jerry Bock

Anatevka ist ein Musical, 
das auf der ganzen Welt sehr erfolgreich ist.
Dabei ist die Geschichte nicht typisch für Musicals.
Sie ist zwar an manchen Stellen lustig,
aber auch tragisch und ernst.
Das Stück erzählt nicht nur vom Leben
in der kleinen jüdischen Stadt Anatevka.
Es geht vor allem um das Erwachsenwerden
und von Traditionen, die sich ändern.
Seit 2003 ist Anatevka
eines der beliebtesten Stücke in der Volksoper.

Handlung

1.    Akt
In der kleinen jüdischen Stadt Anatevka
leben der arme Milchmann Tevje,
seine Frau Golde und ihre fünf Töchter.
Für Tevje sind Traditionen sehr wichtig.
Durch sie können Menschen
trotz Armut und Bedrohungen Hoffnung haben.
Er will, dass seine Töchter die Männer heiraten,
die er aussucht.
Auch seine Frau Golde ist dieser Meinung.
Nur die Töchter sehen das anders.
Sie wollen die Männer heiraten,
die sie lieben.
Die älteste Tochter, Zeitel,
soll den reichen Fleischer Lazar Wolf heiraten,
aber sie ist in den armen Schneider Mottel verliebt.
Nach langem Überlegen stimmt Tevje der Heirat zu.
Mit einer List kann er auch seine Frau überzeugen.
Zeitel und Mottel heiraten.
Die Hochzeit ist eine fröhliche Feier
mit viel Tanz.
Aber das Fest wird durch einen Überfall
auf die jüdische Gemeinschaft brutal gestört.

2.    Akt 
Auch Tevjes zweitälteste Tochter Hodel
will mit dem fortschrittlichen Perchik
nach Kiew gehen.
Ihr Vater Tevje will das zuerst nicht,
aber am Ende stimmt er zu.
Tevje sagt seiner Frau,
dass sie eben in einer anderen Zeit leben.
Er fragt Golde,
ob sie ihn eigentlich liebt.
Es gibt das Gerücht,
dass Perchik verhaftet worden sei.
Er soll jetzt in Sibirien sein.
Hodel verabschiedet sich von ihrem Vater
und folgt Perchik nach Sibirien.
Tevje erfährt,
dass seine Tochter Chava heimlich
einen russischen Christen geheiratet hat.
Tevje ist wütend und schickt sie weg.
Er fragt sich verzweifelt,
was er bei der Erziehung falsch gemacht hat.
Der Wachmeister bringt eine schlechte Nachricht:
Alle Bewohner der Stadt
müssen ihre Häuser verlassen.
Sie haben dafür drei Tage Zeit.
Sonst wird es wieder einen Überfall geben.
Tevje verabschiedet sich von Anatvka.
Dabei versöhnt er sich auch mit Chava. 

Pressestimmen

Hingehen und Taschentücher einpacken.
Kurier 25. Februar 2023
Obonya, der - sympathisch und empathisch, temperamentvoll und impulsiv - mit Gott und seiner Mischpoke hadert und "sein" Schtetl liebt, hat prompt nach 25 Minuten den ersten Szenenapplaus. Bei ihm wird die Figur, die zwischen Tradition und Aufbruch in neue Zeiten emotional und durch politipolitischen Ereignisse wie ein Pogrom im zaristischen Russland um 1905 zerrieben wird, in all ihren Facetten erfahrbar.
Kurier 05. November 2024
Die universelle Geschichte vom Erwachsenwerden und brüchigen Traditionen mit den bekannten Melodien "Wenn ich einmal reich wär", "Jente, o Jente" oder "Kleiner Spatz, kleine Chavaleh" verdient auch 55 Jahre nach der Wiener Erstaufführung viele Besucher (empfohlen ab neun Jahren).
Kurier 05. November 2024