Libretto von Victor Léon und Leo Stein nach der Komödie Der Gesandtschaftsattaché von Henri Meilhac
Dialogfassung für die Volksoper bearbeitet von Jakob Semotan
Das Paris der Jahrhundertwende, mondän und erotisch: Metropole der Musik, der Bohème, der Weltausstellungen, des Can-Can … und Wiege der besten Operetten-Libretti dieser Zeit! Eine diplomatische Gesandtschaft trifft sich in sorgenvoller Konspiration, denn der Bankrott des Vaterlandes scheint unvermeidlich. Baron und Botschafter Mirko Zeta sieht nur noch ein Mittel, wie er den panslawischen Operettenstaat Pontevedro vor dem finanziellen Ruin retten kann: die millionenschwere Witwe Hanna Glawari, die gerade in Paris angekommen ist. Einer seiner Landsleute muss sie heiraten! Und so beginnt die Jagd auf den wohl charmantesten Rettungsschirm der Operettengeschichte: Hanna Glawari, die jedoch nicht den geschilderten Tatsachen, sondern vielmehr einem unverhofften Wiedersehen in Person ihrer verflossenen Jugendliebe in die Augen sieht …
Erster Akt
„Die Herrn sind liebenswürdig sehr.
Gilt das meiner Person?
Ich fürchte dies gilt mehr meiner
vielfachen Million!“ (Hanna)
In der Botschaft von Pontevedro in Paris feiert Baron Mirko Zeta – trotz leerer Staatskasse – den Geburtstag des Landesfürsten. Zeta, dessen französische Gemahlin Valencienne heftig von ihrem Landsmann, dem Künstler Camille de Rosillon, umworben wird, hat bereits einen Plan ausgeheckt, wie er das Vaterland vor dem finanziellen Ruin retten könnte: Er hat die steinreiche Witwe Hanna Glawari eingeladen, eine elegante Pontevedrinerin, die durch eine Heirat zu Geld gekommen ist. Zetas Sekretär Graf Danilo Danilowitsch, ein alter Salonlöwe, der am liebsten in seinem Stammlokal Maxim die Nacht zum Tag macht, soll um Hanna werben. Damit soll sichergestellt werden, dass ihr Vermögen dem pontevedrinischen Vaterland und nicht den Pariser Mitgiftjägern zufällt. Als es Njegus, dem Fachmann der Gesandtschaft für „delikate Angelegenheiten“, endlich gelungen ist, den derangierten Danilo in die Botschaft zu bringen, steht Hanna bereits im Mittelpunkt des Männerinteresses. Danilo ist wie vom Blitz getroffen, als er sich unerwartet seiner Jugendliebe gegenübersieht: Hanna, die er einst nicht heiraten durfte, weil sie nicht standesgemäß war. Als diese spitz bemerkt, dass sie nun seiner aristokratischen Familie wertvoll genug sein dürfte, versichert ihr Danilo, sie gerade deswegen nicht heiraten zu wollen.
Inzwischen hat Valencienne ihren Fächer, auf den Camille die kompromittierenden Worte „Ich liebe Dich“ geschrieben hat, verloren. Um die Affäre zu beenden, fordert sie ihren Verehrer auf, Hanna zu heiraten.
Danilo widersetzt sich derweil auch seinem Chef Baron Zeta gegenüber, einer Heirat mit dem pontevedrinischen „Rettungsschirm“ zuzustimmen. Um Hanna jedoch wenigstens die lästigen französischen Kavaliere vom Leib zu halten, veranstaltet er auf dem Ball eine Damenwahl. Hanna fordert Danilo auf, doch der will den Tanz auf einmal verkaufen. Als sich alle anderen Herren brüskiert zurückgezogen haben, verführt der Walzer die beiden doch zu einem kurzen Tanz …
Zweiter Akt
„O, ihr verfluchten Millionen!“ (Danilo)
Hanna veranstaltet in ihrem Pariser Domizil einen pontevedrinischen Empfang, der wie ein Katalysator auf die Liebeswirren und Geschlechterkämpfe der Festgäste wirkt: Hanna möchte Danilo für sich gewinnen, doch er weicht aus und macht sich stattdessen – im Auftrag von Zeta – auf die Suche nach jener Dame, auf deren Fächer Camille die Aufschrift „Ich liebe Dich“ geschrieben hat. Die Unbekannte soll, obwohl sie angeblich verheiratet ist, Camille ehelichen, um so den „gefährlichsten Heiratskandidaten“ Hannas unschädlich zu machen.
Dabei erfährt Danilo so einiges über pontevedrinisch-französische „Allianzen“, was ihn veranlasst, mit den Männern über die vermeintliche Untreue ihrer Frauen und das „Studium der Weiber“ zu sinnieren. Allein Camille gibt nach wie vor den romantischen Liebhaber Valenciennes, doch die will der Affäre endgültig ein Ende setzen und wiederholt ihren verzweifelten Glaubenssatz: „Ich bin eine anständige Frau.“ Und doch folgt sie Camille zum Abschiedskuss in einen sichtgeschützt-diskreten „Pavillon“ …
Als Zeta die beiden durch einen Sichtschlitz beobachtet, scheint die Affäre aufzufliegen, doch Njegus gelingt es in letzter Minute, Valencienne gegen Hanna auszutauschen. Zur Erschütterung aller treten Hanna und Camille aus dem „Pavillon“. Obwohl die erfahrenere Frau Valencienne nur aus der kompromittierenden Situation helfen wollte, verselbstständigt sich die Situation, bis Hanna schließlich aus einer Not heraus ihre Verlobung mit dem jungen Franzosen verkündet.
Dritter Akt
„O, ihr verlor'nen Millionen!“ (Zeta)
Hanna hat Danilos Stammlokal, das berühmte Pariser Maxim, im Souterrain ihrer Villa nachbauen lassen, wo echte Grisetten – angeführt von Botschaftergattin Valencienne – auftreten. Ein Telegramm lässt Zeta wissen, dass der Fürst das Vertrauen in die pontevedrinische Kolonie verloren hat und höchstpersönlich auf dem Weg nach Paris ist. Und auch der drohende Staatsbankrott ist immer noch nicht abgewehrt, also fasst sich Danilo ein Herz und appelliert an Hanna, Camille nicht zu heiraten. Als der letzte französische Heiratskandidat aus dem Rennen ist, entwirren sich die pontevedrinischen Liebesgeschichten und Heiratssachen … Ende gut, alles gut.
Besetzung
- Dirigent
- Alfred Eschwé
- Regie
- Mariame Clément
- Ausstattung
- Julia Hansen
- Choreographie
- Miles Hoare
- Licht
- Alex Brok
- Dialogfassung
- Jakob Semotan
- Choreinstudierung
- Roger Díaz-Cajamarca
- Baron Mirko Zeta, pontevedrinischer Gesandter in Paris
- Szymon Komasa
- Valencienne, seine Frau
- Nadja Mchantaf
- Hanna Glawari
- Rebecca Nelsen
- Graf Danilo Danilowitsch, Gesandtschaftssekretär
- Daniel Schmutzhard
- Njegus, Kanzlist bei der pontevedrinischen Gesandtschaft
- Jakob Semotan
- Camille de Rosillon
- Aaron Casey Gould
- Vicomte Cascada
- Michael Havlicek
- Raoul de St. Brioche
- Robert Bartneck
- Bogdanowitsch, pontevedrinischer Konsul
- James Park
- Sylviane, seine Frau
- Elisabeth Schwarz
- Kromow, Gesandtschaftsrat
- Nicolaus Hagg
- Olga, seine Frau
- Annely Peebo
- Pritschitsch, Militärattaché
- Daniel Ohlenschläger
- Praskowia, seine Frau
- Dunja Sowinetz
- Lolo, Grisette
- Burcu Kurt
- Dodo, Grisette
- Tatiana Sokolova
- Jou-Jou, Grisette
- Selma Fasching
- Frou-Frou, Grisette
- Christiane Costisella
- Clo-Clo, Grisette
- Katharina Ikonomu
- Margot, Grisette
- Sara Glawischnig
Paris war zu Beginn des 20. Jahrhunderts
eine Stadt voller Musik, Kunst und Erotik.
Hier entstanden die besten Texte für Operetten!
Eine Gruppe von Leuten spricht über die Probleme
im erfundenen Land Pontevedro.
Das Land hat nämlich kein Geld mehr.
Baron Mirko Zeta ist Botschafter von Pontevedro.
Er sieht nur noch eine Möglichkeit,
wie man das Land retten kann:
Die reiche Witwe Hanna Glawari
muss einen Mann aus Pontevedro heiraten!
Aber Hanna hat ihre Jugendliebe wiedergetroffen…
Handlung
1. Akt
Baron Mirko Zeta feiert in Paris
den Geburtstag des Fürsten von Pontevedro.
Zeta hat einen Plan,
wie er seine Heimat vor der Pleite retten könnte:
Er hat die reiche Witwe Hanna Glawari eingeladen.
Sie soll einen Mann aus Pontevedro heiraten,
damit ihr Geld in Pontevedro bleibt.
Zetas Sekretär Graf Danilo Danilowitsch
soll sich an Hanna heranmachen.
Der Künstler Camille de Rosillon
macht sich inzwischen heftig an Valencienne heran.
Sie ist die französische Frau des Barons.
Njegus ist ein Fachmann für schwierige Angelegenheiten.
Endlich hat er es geschafft,
Danilo direkt aus einem Nachtlokal
zur Geburtstagsfeier zu bringen.
Als Danilo dort ankommt,
interessieren sich schon viele Männer für Hanna.
Danilo ist sehr überrascht,
als er Hanna sieht:
Er war als junger Mann sehr verliebt in sie.
Aber sie durften damals nicht heiraten,
weil Hanna für seine Familie nicht gut genug war.
Hanna sagt bissig,
dass sie für seine Familie jetzt wertvoll genug wäre.
Danilo sagt zu Hanna,
dass er sie gerade deswegen nicht heiraten möchte.
Camille hat „Ich liebe Dich“ auf Valencienne Fächer geschrieben.
Valencienne verliert den Fächer.
Sie will auch die Affäre mit Camille beenden.
Sie sagt Camille, dass er Hanna heiraten soll.
Danilo sagt seinem Chef Baron Zeta,
dass er Hanna nicht heiraten wird.
Auch, wenn das die Rettung von Pontevedro ist.
Aber er veranstaltet auf dem Fest eine Damenwahl.
Dabei dürfen sich die Frauen ihre Tanzpartner aussuchen,
was sonst nur die Männer tun.
Hanna fordert Danilo zum Tanzen auf.
Aber der will den Tanz auf einmal
an jemand anderen verkaufen.
Aber die anderen Herren wollen das nicht.
Ein Walzer spielt und Hanna und Danilo tanzen doch kurz.
2. Akt
Hanna macht in ihrem Schloss in Paris ein Fest.
Sie möchte Danilo für sich gewinnen,
aber Danilo weicht ihr aus.
Er will herausfinden,
wem der Fächer mit der Aufschrift „Ich liebe Dich“ gehört.
Die unbekannte Frau soll Camille heiraten,
obwohl sie angeblich verheiratet ist.
Camille ist für Danilo nämlich gefährlich,
weil er bei Hanna die größten Chancen hat.
Danilo will deshalb,
dass Camille eine andere Frau heiratet.
Danilo erfährt so einiges über die Liebesgeschichten
zwischen Pontevedro und Frankreich.
Camille will noch immer Valenciennes Liebhaber sein,
aber sie will die Sache endgültig beenden.
Trotzdem geht sie mit Camille
für einen Abschiedskuss in ein Gartenhaus.
Baron Zeta beobachtet die beiden.
Fast fliegt die Liebesgeschichte auf.
Aber in letzter Minute stellt sich Hanna
statt Valencienne neben Camille.
Hanna und Camille kommen aus dem Gartenhaus.
Hanna wollte Valencienne nur helfen,
aber die Situation wird sehr schwierig.
Hanna sieht nur einen Ausweg:
Sie sagt, dass sie mit Camille verlobt ist.
3. Akt
Hann hat in ihrem Schloss für Danilo
das berühmte Pariser Nachtlokal „Maxim“ nachbauen lassen.
Baron Zeta bekommt die Nachricht,
dass der Fürst von Pontevedra nach Paris kommt.
Er hat kein Vertrauen in seine Leute in Paris.
Und Pontevedro hat noch immer kein Geld
Danilo bittet Hanna,
dass sie Camille nicht heiratet.
Sie sagt ihm,
dass sie das ohnehin nicht will.
Jetzt lösen sich die Liebesgeschichten von Pontevedra auf
und alles wird gut.