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Dr. Coppélius, ein verrückter, sich nach Liebe sehnender alter Professor, konstruiert sich eine Puppe, die so echt aussieht, dass der in Swanilda verliebte Franz die Täuschung nicht erkennt und seine Verlobte vergisst.

Inspiriert von E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ eroberte 1870 mit „Coppélia“ eine Puppe die Tanzbühne. Zu Léo Delibes hinreißender Musik handelt das Ballett von Idealbildern und der Faszinationskraft lebensechter Technik, aber auch von Ängsten, Entfremdungen und der Hybris des sich zum Schöpfer aufspielenden Menschen. In der opulenten Rekonstruktion von Pierre Lacotte steht mit Coppélia ein faszinierender Ballettabend für die ganze Familie wieder auf dem Spielplan des Wiener Staatsballetts.

1. Akt

Frühmorgens in einer galizischen Kleinstadt. Swanilda ist mit Franz verlobt, muss aber an der Ernsthaftigkeit seiner Zuneigung zweifeln, verdächtigt sie ihn doch, sich für Coppélia zu interessieren. Diese ist durch das erleuchtete Fenster im Haus des Coppélius zu sehen, regungslos versunken in die Lektüre eines Buches. Der alte, ziemlich seltsame Doktor sorgt schon länger mit seinen unheimlichen Experimenten für Spekulationen. Vergeblich versucht Swanilda Coppélias Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Franz ist auf dem Weg zu seiner Verlobten, kann sich der Faszination durch das unbekannte Mädchen aber erneut nicht entziehen. Swanilda entgeht dies natürlich nicht, doch sie täuscht vor, nichts gesehen, sondern mit einem Schmetterling getanzt zu haben. Als Franz den Falter fängt, zertritt und als Trophäe an sein Gewand steckt, wirft Swanilda ihm vor, sie mit Coppélia zu betrügen.

Der Streit der beiden wird von den Bewohnern des Städtchens gestört, die sich für eine Bekanntmachung des Bürgermeisters versammeln. Aus Coppélius’ Haus dröhnen seltsame Schläge. Eine alte Frau versucht die Versammelten zu beruhigen: Es ist nur Coppélius, der in seiner Schmiede arbeitet. Der Bürgermeister macht bekannt, dass der Gutsherr eine Glocke gestiftet hat und alle zu einem Fest lädt, bei dem die jungen Paare der Stadt vermählt und beschenkt werden sollen.

Swanilda fordert Franz zu einem Liebesbeweis: Sie zieht eine Kornähre aus einer Garbe und hält sie ihm ans Ohr. Ihr Rasseln soll beweisen, dass er treu ist, doch Franz hört nichts. Für Swanilda ist nun klar: Ihre Liebe ist vorbei. Sie tanzt mit ihren Freundinnen. Franz’ Versuche, sie zurückzugewinnen, sind vergeblich.

Es wird Nacht und die Menschen gehen nach Hause – doch Swanilda und einige ihrer Freundinnen können den Blick nicht von Coppélia lassen, die sich nicht von ihrem Platz wegbewegt hat. Als Coppélius seine Werkstatt zusperrt, wird er von vier Männern bedrängt. Swanilda und ihre Freundinnen kommen aus ihrem Versteck und finden einen Schlüssel. Coppélius hat ihn verloren.

Franz schleicht ebenfalls auf dem Platz herum, was Swanildas Eifersucht weiter anfacht: Sie beschließt, den Schlüsselfund zu nutzen und mit ihren Freundinnen in Coppélius’ Haus einzudringen. Auch Franz versucht, sich Zutritt zu verschaffen, wird dabei jedoch von Coppélius überrascht.

2. Akt

Swanilda und ihre Freundinnen dringen in Coppelius’ Werkstatt vor. Swanilda öffnet das Fenster. Sie spricht Coppélia an, berührt sie – nachdem diese nicht reagiert – und weicht erschrocken zurück: Ihre Rivalin ist ein Automat wie die anderen Puppen in der Werkstatt. Coppélius erscheint und vertreibt die Mädchen – bis auf Swanilda, die sich versteckt.

Durch das offene Fenster steigt Franz in die Werkstatt ein. Als er sich Coppélia nähert, packt ihn Coppélius. Als Franz gesteht, dass er in Coppélia verliebt sei, sieht sich Coppélius seinem Ziel näher. Franz soll seine Seele an Coppélia weitergeben. Mit einem starken Likör schläfert er Franz ein.

Coppélia erhebt sich und steigt von ihrem Sockel herab. Doch anders als gewöhnlich werden ihre Bewegungen mit jedem Schritt fließender, ihr Gang leichter, ihr Tanzen immer schneller, und ihr Verhalten launischer: Sie will von dem Trank, der Franz berauscht hat, kosten, trampelt auf Coppélius’ Zauberbuch herum, mustert neugierig die anderen Automaten und bedroht sie schließlich. Coppélius weiß nicht mehr, wie er Coppélia stoppen soll. Als die Situation immer mehr eskaliert, muss er erkennen, dass es gar nicht die zum Leben erweckte Maschine ist, die ihm so übel mitspielt, sondern Swanilda. Diese ruft ihre Freundinnen, die mit dem Bürgermeister und der alten Frau zurückkommen, weckt Franz und enttarnt das Geheimnis von Coppélius’ Schöpfung. Franz bittet um Vergebung. Coppélius ist der Gefoppte – und sogar seine Puppen scheinen sich über ihn lustig zu machen.

3. Akt

Vor dem gutsherrschaftlichen Schloss. Der Pope stellt die Brautpaare vor. Coppélius erscheint und verlangt Gerechtigkeit: Er ist zum Gespött geworden, sein Werk vernichtet und in seinem Haus großer Schaden entstanden. Swanilda bietet ihm ihre Mitgift, die sie vom Gutsherrn erhalten hat, an. Doch Coppélius weist sie zurück.

Das Fest steigert sich in ein allegorisches Spiel: Nach einem Tanz der Stunden und einem Tanz der Morgenröte versinnbildlichen weitere Szenen den Ruf der Glocke zum Gebet, zur Arbeit, zur Hochzeit und zu den Waffen. Franz führt eine Armee an, doch Swanilda ruft – als Allegorie des Friedens – zur Versöhnung. Sie feiern ihre Vermählung.

Besetzung

Komponist
Léo Delibes
Libretto
Charles Nuitter und Arthur Saint-Léon
Bühnenbild und Kostüme
nach den Pariser Originalentwürfen (1870) adaptiert von Pierre Lacotte
Realisierung Bühnenbild
Jean-Luc Simonini
Realisierung Kostüme
Michel Ronvaux
Einstudierung
Jean Christophe Lesage
Einstudierung
Lukas Gaudernak
Musikalische Leitung
Alfred Eschwé
Der Bürgermeister
Zsolt Török
Eine alte Frau
Yuko Kato
Aurora, die Morgenröte
Anita Manolova
Die Nacht
Eszter Ledán
Die Abenddämmerung
Andrey Teterin

Doktor Coppélius ist ein verrückter alter Professor, 
der Sehnsucht nach der Liebe hat.
Er baut sich deshalb eine Puppe,
die wie ein echter Mensch aussieht.
die Puppe nennt er Coppélia.
Franz ist mit Swanilda verlobt,
aber er ist fasziniert von Coppélia.
Er erkennt nicht, dass sie eine Puppe ist
und vergisst seine Verlobte.
Im Jahr 1870 hatte mit dem Stück „Coppélia“
eine Puppe großen Erfolg auf der Bühne.
Die Vorlage ist die Erzählung „Der Sandmann“
von E.T.H. Hoffmann.
Die großartige Musik hat Léo Delibes geschrieben.
Das Ballett handelt von idealen Vorstellungen
von anderen Menschen.
Es handelt auch von der Faszination von Technik,
die wie echtes Leben wirkt.
Aber es geht auch um Ängste.
Es geht darum,
wie sich Menschen voneinander entfernen.
Und es handelt vom Hochmut von Menschen,
die Gott spielen wollen.
„Coppélia“ ist ein wunderbarer Ballettabend
für die ganze Familie.

Handlung

1.    Akt
Frühmorgens in einer kleinen Stadt.
Swanilda und Franz sind verlobt.
Aber Swanilda zweifelt an seiner Liebe.
Sie denkt, dass er sich für Coppélia interessiert.
Man kann Coppélia im Fenster
im Haus von Doktor Coppélius sehen.
Sie liest ein Buch und bewegt sich nicht.
Der alte und seltsame Doktor
hat schon oft unheimliche Experimente gemacht.
Deshalb reden die Leute über ihn.
Swanilda will, dass Coppélia sie bemerkt.
Aber das gelingt ihr nicht.
Franz ist auf dem Weg zu seiner Verlobten.
Aber das unbekannte Mädchen beeindruckt ihn wieder.
Swanilda bemerkt das natürlich.
Aber sie tut so, als hätte sie nichts gesehen.
Stattdessen behauptet sie, mit einem Schmetterling getanzt zu haben.
Franz fängt den Schmetterling,
zertritt ihn und steckt ihn als Preis an sein Gewand.
Da wirft ihm Swanilda vor,
dass er sie mit Coppélia betrügt.
Die Bewohner:innen der Stadt unterbrechen den Streit.
Sie versammeln sich,
weil ihnen der Bürgermeister etwas mitteilen will.
Man hört seltsame Schläge aus dem Haus von Coppélius.
Eine alte Frau will die anderen beruhigen:
Die Schläge kommen nur von Coppélius,
der in der Schmiede arbeitet.
Der Bürgermeister sagt,
dass der Gutsherr eine Glocke gestiftet hat.
Er hat alle zu einem Fest eingeladen.
Bei diesem Fest sollen die jungen Paare heiraten
und ein Geschenk bekommen.
Swanilda will einen Liebesbeweis von Franz.
Sie nimmt einen Getreide-Halm
und hält sie an sein Ohr.
Wenn er das Rasseln hört,
beweist das seine Treue.
Aber Franz hört nichts.
Für Swanilda ist jetzt klar: Ihre Liebe ist vorbei.
Sie tanzt mit ihren Freundinnen.
Franz will sie zurückgewinnen,
aber er hat keinen Erfolg damit.
Es wird Nacht und die Menschen gehen nach Hause.
Aber Swanilda und einige Freundinnen
sehen Coppélia weiterhin an,
die noch immer auf ihrem Platz sitzt.
Vier Männer bedrängen Coppélius,
als er seine Werkstatt zusperrt.
Swanilda und ihre Freundinnen finden einen Schlüssel,
den Coppélius verloren hat.
Franz schleicht auch auf dem Platz herum.
Das macht Swanilda noch eifersüchtiger.
Sie will mit dem Schlüssel mit ihren Freundinnen
in das Haus von Coppélius gehen.
Franz möchte auch in das Haus,
aber Coppélius überrascht ihn.

2.    Akt
Swanilda geht mit ihren Freundinnen
in die Werkstatt von Coppelius.
Swanilda öffnet das Fenster.
und spricht Coppélia an.
Coppélia reagiert nicht.
Swanilda berührt Coppélia und erschrickt:
Coppélia ist eine Puppe!
Coppélius kommt und vertreibt die Mädchen.
Nur Swanilda versteckt sich und bleibt in der Werkstatt.
Franz klettert durch das offene Fenster in die Werkstatt.
Er nähert sich Coppélia,
aber in dem Moment packt ihn Coppélius.
Franz gesteht, dass er in Coppélia verliebt ist.
Da kommt Coppélius eine Idee,
wie Coppélia menschlicher werden kann:  
Franz soll seine Seele an Coppélia weitergeben.
Coppélius betäubt Franz mit einem starken Likör.
Das steht Coppélia auf.
Am Anfang bewegt sie sich wie eine Puppe,
aber ihre Bewegungen werden immer menschlicher.
Sie tanzt immer schneller und wird launisch.
Sie trampelt auf dem Zauberbuch von Coppélius herum.
Sie schaut die anderen Puppen an und bedroht sie.
Coppélius weiß nicht, was er tun soll.
Da erkennt er,
dass das gar nicht Coppélia ist,
sondern die verkleidete Swanilda.
Swanilda ruft ihre Freundinnen.
Diese kommen mit dem Bürgermeister
und der alten Frau zurück.
Swanilda weckt Franz und deckt den Schwindel auf.
Alle machen sich über Coppélius lustig.
Sogar seine Puppen scheinen über ihn zu lachen.

3.    Akt
Vor dem Schloss werden die Brautpaare dem Gutsherrn vorgestellt.
Coppélius erscheint. Er will Gerechtigkeit.
Er ist verspottet worden, sein Werk ist zerstört worden
und in seinem Haus ist großer Schaden entstanden.
Swanilda bietet ihm das Geld an,
dass sie zur Hochzeit bekommen hat.
Aber Coppélius will das Geld nicht.
Das Fest wird zu einem Spiel,
das viele Gleichnisse darstellt.
Franz führt eine Armee an,
aber Swanilda fordert zur Versöhnung auf.
Sie feiern ihre Hochzeit.

Pressestimmen

Ein zauberhaftes Ballett [...], das mit einer Zeitreise auch ein junges Publikum anzusprechen vermag.
Silvia Kargl Kurier 09. Oktober 2023
Hervorragend agiert das Corps de Ballet in den abwechslungsreichen Divertissements des dritten Akts sowie den vielen bunten und temporeichen, folkloristisch kolorierten Ensembleszenen. Die luxuriös choreografierten Formationen beeindrucken in vollendeter Formensymmetrie.
Oliver Bernhardt klassik.com 11. Oktober 2023