2018 gewann der amerikanische Dirigent Roderick Cox den Sir Georg Solti Conducting Award der US Solti Foundation. Es folgten eine internationale Karriere und Engagements u. a. beim Philadelphia Orchestra, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und Royal Philharmonic Orchestra. 2019 gründete er zudem die Roderick Cox Music Initiative – ein Projekt, das junge Musiker:innen aus marginalisierten Gesellschaften mit einem Stipendium unterstützt: „Orchester müssen diverser werden: Ob bei der Musikauswahl, bei den Musiker:innen oder dem Publikum. Es ist wichtig, dass sich Menschen verschiedener Herkunft auf der Bühne repräsentiert fühlen.“
Konzert: Roderick Cox / Midori
am 6. Mai 2023
Im September feierte sie mit dem Orchester der Volksoper einen großen Erfolg im Wiener Konzerthaus. Nun kehrt die Geigerin Midori zurück. In einem Konzert am 6. Mai 2023 mit Dirigent Roderick Cox, der dabei sein Debüt an der Volksoper gibt, präsentiert sie Erich Wolfgang Korngolds 1945 komponiertes Violinkonzert – eine nostalgische Hommage an seine Jahre in Hollywood. Eingerahmt wird das Konzert von Samuel Barbers Essay für Orchester und Johannes Brahms' Symphonie Nr. 1 in c-Moll.
KONZERTPROGRAMM:
Samuel Barber (1910-1981): Essay für Orchester Nr. 2, op. 17
1938 dirigierte Arturo Toscanini das Adagio für Streicher, das Barbers populärstes Werk wurde. Der Essay No. 2, vollendet 1942, kann dann als ein Übergangswerk betrachtet werden. Barber begann mit diesem Stück seine experimentelle Phase. Um 1960 allerdings galt die immer noch melodische, emotional ausdrucksstarke Musik, auf der Barbers musikalische Identität beruhte, als passé. Seine Oper Antonius und Cleopatra (1966) erwies sich als kolossales Desaster. Barber verfiel in eine schwere Depression, von der er sich vermutlich nie mehr erholte.
Erich Wolfgang Korngold (1897-1957): Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 35
Korngolds Konzert ist Alma Mahler-Werfel gewidmet, langjähriger Freundin der Familie und Mitglied des gleichen Kreises exilierter kalifornischer Künstler:innen wie Korngold, der 1934 emigriert war. Das Kriegsende 1945 markierte für Korngold eine Schaffenskrise: „Zuerst war ich ein Wunderkind, dann ein erfolgreicher Opernkomponist und dann ein Komponist von Filmmusik. Ich glaube, dass ich nun eine Entscheidung treffen muss, wenn ich nicht für den Rest meines Lebens ein Hollywood-Komponist bleiben will.“ Korngold wandte sich von der Filmmusik ab und begann, „absolute“ Musik der traditionellen Gattungen zu komponieren. Sein 1945 geschriebenes Violinkonzert läutete diese Schaffensperiode ein. Allen drei Sätzen liegen Themen aus Korngolds Filmmusiken zugrunde – eine nostalgische Hommage an die Jahre in Hollywood.
Johannes Brahms (1833-1897): Symphonie Nr. 1 c-Moll, op. 68
Brahms war 43 Jahre alt, als seine erste Sinfonie 1876 uraufgeführt wurde. Ihre Komposition hatte mindestens vierzehn Jahre gedauert. Warum so lange? Vor allem wegen der Wertschätzung, die er den Sinfonien Beethovens entgegenbrachte. „Wenn jemand es unternehme, nach Beethoven Symphonien zu schreiben, so müssten sie ganz anders aussehen.“ Es scheint, als würde Brahms mit den pulsierenden Pauken zu Beginn des ersten Satzes Beethoven von sich abschütteln, sich des großen Meisters entledigen, ein reines Spielfeld schaffen, als würde er sich zwingen sich vorzustellen, wie es aussehen könnte, dieses „ganz anders“ nach Beethoven.
Foto Roderick Cox: Susie Knoll
Foto Midori: Timothy Greenfield-Sanders