Sofia Vinnik
Welche drei Produktionen schätzt du besonders?
Zuletzt hatte ich die Freude das Glückskind in S. Hankes zeitgenössischer Kinderoper Der Teufel mit den drei goldenen Haaren bei den Salzburger Festspielen zu verkörpern. Kinder sind das strengste Publikum, weil sie so ehrlich und direkt reagieren. Man muss authentisch sein und es darf keinen Energieabfall geben, sonst stehen sie auf und gehen. Ich liebe diesen lebendigen Austausch mit dem Publikum.
Eine Produktion des Theaters an der Wien, die ich schätze, ist Il Barbiere di Siviglia, in der ich Rosina verkörpert habe. In der Inszenierung haben sich die Tragik der in Gefangenschaft lebenden Rosina und Rossinis einzigartiger Witz vereint und es hat unglaublich viel Spaß gemacht in die Tiefe zu gehen und gleichzeitig viel Spaß zu haben.
Bei Orphée et Euridice im Theater an der Wien haben wir uns der Liebesgeschichte von zwei Frauen und den Themen Sterbehilfe und Loslassen gewidmet. Wir haben gemeinsam geweint, gelacht, sind für Videodrehs mit der Vespa durch Wien gefahren und haben eine wundervolle Zeit verbracht. Diese Produktion hat gezeigt: Begegnung auf Augenhöhe und ein gemeinsames Ziel und ein Miteinander statt Egokampf sind essenziell für zeitgemäßes Musiktheater.
Welchen Moment oder welche Phase im gesamten Produktionsprozess (vom Erlernen einer Rolle bis zur Aufführung) magst du am meisten?
Der Probenprozess ist spannend, inspirierend, aber manchmal auch ernüchternd, körperlich und mental anstrengend. Wenn nach Wochen harter Arbeit alles fixiert ist, die Rolle im Körper ist, alle Intentionen klar sind, wenn das Orchester einen trägt, wenn Licht, Kostüm und Maske dazukommen, dann fühle ich mich zentriert, frei und mit den Kolleg:innen und dem Publikum verbunden.
Welche Rolle kann/soll Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?
Zeitgemäßes Musiktheater sollte problematischen Stoff kritisch hinterfragen und uns zum Nachdenken anregen, ohne dabei zu weit vom Libretto abzuweichen. Das ist eine große Herausforderung. Kunst kann politisch sein. Musiktheater soll aber auch unterhalten und das Publikum in eine schönere Welt entführen. Kunst soll berühren und verbinden.
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Geboren in
München (Deutschland)
Ausbildung
Masterstudium bei KS Edith Lienbacher und Florian Boesch an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Bachelorstudium bei Christoph Strehl am Salzburger Mozarteum
Wichtige Engagements
Am Theater an der Wien: Asteria in Bajazet, Rosina in Il Barbiere di Siviglia, Orphée in Orphée et Euridice, Albine und Myrtale in Thaïs, Afra in La Wally, Donna Elvira in Don Giovanni (Version der Kammeroper)
Bei den Salzburger Festspielen: Eines der Blumenmädchen in Parsifal, Glückskind in Der Teufel mit den drei goldenen Haaren von S.J. Hanke
Wichtige Arbeiten an der Volksoper
Königin Popotte in Die Reise zum Mond
Prinz Orlofsky in Die Fledermaus
Elisabeth/Natalya in Die letzte Verschwörung
2. Dame in Die Zauberflöte
Angelina in La Cenerentola für Kinder
In dieser Saison an der Volksoper zu sehen als
Mercédès in Carmen
Olga Zelenka in Lass uns die Welt vergessen
Olga in Die lustige Witwe
Prägende Zusammenarbeit mit diesen Künstler:innen
Peter Konwitchny, Barbora Horáková Joly, Philipp M. Krenn, Krystian Lada, Georg Zlabinger, Christoph Zauner, Christina Tscharyiski, Daniel Barenboim, Leo Hussain, Andrés Orozco-Estrada, Martin Haselböck, Raphael Schlüsselberg, Katharina Wincor
Bedeutende Preise & Ehrungen
2020 Stipendium im Rahmen der Liedakademie Heidelberger Frühling, künstlerische Leitung: Thomas Hampson
2018 Finalistin des Cesti Wettbewerbs für Barockoper in Innsbruck
2018 Förderpreis beim Bundeswettbewerb Gesang Junior in Berlin
Sonstiges
DVDs:
2021 A. Catalanis La Wally im Theater an der Wien, D: Orozco-Estrada, R: Barbora Horáková
2020 J. Massenets Thaïs, D: Leo Hussain, R: Peter Konwitchny (Unitel)
Website
* Verwendung der Fotografie (© Monarca Studios) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien