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Adam Benzwi

Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik-)Theater verzaubert? Und wodurch?

Ich wuchs in San Diego auf, zwei Stunden südlich von Los Angeles. Wir sind mit dem Auto nach LA gefahren, um die Tournee von A Chorus Line zu sehen. Das war aufregend und mitreißend! Dann habe ich Kindertheater gemacht und hatte das Glück, eine wirkliche tolle Schauspiellehrerin zu haben. Sie war Schülerin von Michael Shurtleff und hat mir schon mit acht Jahren gute Bausteine der Schauspielkunst vermittelt. Weil ich da bereits gut am Klavier war, durfte ich leider nur zwei oder drei Rollen dort spielen, ich wurde dann zum Musikalischen Leiter der Musicals dort verdonnert. So habe ich am Klavier die Aufführungen begleitet.

Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?

Die Worte alleine reichen nicht aus.

Welche Rolle kann/soll Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?

Musiktheater soll dem Publikum Gutes geben. Es soll das Publikum zum Denken und Handeln anregen. Musiktheater ist wie eine Vitaminspritze, die Gefühle wachruft: Dinge, die im angepassten Alltag sonst schlafen oder unterdrückt werden, so wie Wut, Zärtlichkeit, Liebe, Erotik, Mut, Zusammenhalt, Glaube und Kampfgeist. Indem diese Gefühle — grade durch die Musik — im Theater gemeinsam durchlebt werden, leben sie auf einmal wieder in den Zuschauer:innen. Musiktheater soll aber auch unterhalten und inspirieren. Am Ende bringt gutes Musiktheater das Publikum zusammen. Es ist ein Genuss, in einem vollen Theater gemeinsam zu lachen, ergriffen zu sein, etwas zu erkennen, im Rausch der Musik zu sein. Eine der größten Freuden in meinem Leben: wenn das Publikum mitten in einem Lied über eine Pointe lacht. Dann weiß ich, dass wir gut gearbeitet haben, dass das Publikum dem gesungenen Text genauestens folgt und daran interessiert ist. Das ist ein kostbarer Moment der Verbundenheit von Publikum, Sänger:innen/Schauspieler:innen, den Musiker:innen im Graben und mir.


Geboren in

San Diego, Kalifornien (USA) als Sohn eines ukrainischen Judens und einer US Amerikanischen polnischen Katholikin.

Ausbildung

Columbia University in New York (2 Jahre) und Stanford University in Berlin (1982-1985): Studium ohne Abschluss abgebrochen, um in Berlin zu bleiben und Musik zu machen.

Fünf bis zehn wichtige Engagements

2023: Chicago, Komische Oper Berlin

2023: Fremder als der Mond, Berliner Ensemble

2023: Ich hab die Nacht geträumet, Berliner Ensemble

2022: Barrie Kosky’s All-Singing, All-Danicing Yiddish Revue, Komische Oper Berlin

2021: Die Dreigroschenoper, Berliner Ensemble

2019/20: Zanaida, Staatstheater Mainz

2019: Die Prinzessin von Trapezunt, Theater für Niedersachsen Hildesheim

2017: Märchen im Grand Hotel, Komische Oper Berlin

2016: Die Perlen der Cleopatra, Komische Oper Berlin

2015: Eine Frau, die weiß, was sie will!, Komische Oper Berlin

2013: Ball im Savoy, Komische Oper Berlin

2008: My Fair Lady, Admiralspalast Berlin/Deutsches Theater München

Prägende Zusammenarbeit mit folgenden Künstler:innen

Barrie Kosky, Andrea Breth, Oliver Reese, Axel Ranisch, Anne Sofie von Otter, Gisela May, Dagmar Manzel, Max Hopp, Ruth Brauer, Katharine Mehrling, Johanna Wokalek

Debüt an der Volksoper Wien

Musikalische Leitung Ein bisschen trallalala (Saison 2023/24)

Sonstiges

1987-2022: Professor an der Universität der Künste, Berlin: Musikalischer Leiter Studiengang Musical

2000-2020: Mitglied des Fachausschusses beim Bundeswettbewerb Gesang

Website

https://adambenzwi.de/


* Verwendung der Fotografie (© Jan Windszus) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien