Für die Jury schreibt Martin Thomas Pesl:
„Auf Basis penibler Recherche und mit musikalischer Raffinesse arbeitet die Wiener Volksoper anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens schonungslos die eigene NS-Geschichte auf. Formal ist das Stück von Theu Boermans ein Drama, in dessen Rahmen, das ist das Besondere, unter anderem eine Operette aufgeführt wird, nämlich Gruß und Kuss aus der Wachau von Jara Beneš, die tatsächlich 1938 rund um Hitlers Einmarsch in Österreich an der Volksoper geprobt wurde. Die seichte Liebesschmonzette wird in der Version der jungen Komponistin Keren Kagarlitsky Szene für Szene gezeigt. Dazwischen erleben wir, wie sich Regisseur, Autor, Intendant und Kapellmeister, einige davon jüdisch, sorgen. Zu Recht. Kaum kommen die Nazis, wird umbesetzt. Die weiteren Schicksale der Vertriebenen werden im Hintergrund in Schwarzweißfilmaufnahmen und Tonausschnitten geschildert, für die sich der Abend bemerkenswert viel Zeit nimmt, während vorne das eskapistische Singspiel erbarmungslos weitergeht. Gänsehaut!“