Lass uns die Welt vergessen – Volksoper 1938
5 Gründe, warum es uns wichtig ist, Ihnen diese Produktion zu zeigen
Wir schreiben das Jahr 1938. Das Regieteam der Operette Gruß und Kuss aus der Wachau arbeitet mit vollem Elan daran, diese Revueoperette auf die Bühne zu bringen. Der Probenraum gilt einzig und allein der heilen Operettenwelt, die schrecklichen politischen und gesellschaftlichen Erlebnisse sollen ausgesperrt werden. Aber: Was, wenn das nicht mehr möglich ist? Damit beschäftigt sich Lass uns die Welt vergessen – Volksoper 1938.
5 Gründe, warum es uns wichtig ist, Ihnen diese Produktion zu zeigen:
- Die Geschichte der Volksoper – auf der Volksopernbühne
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Volksoper bringen wir ein Stück unserer eigenen Geschichte auf die Bühne. Wir erinnern damit an das dunkle Kapitel der Geschehnisse von 1938. Indem wir als heutige Künstler:innen diese Historie spielen, singen und verkörpern, spüren wir auch den Spuren nach, die uns im Jetzt mit dieser Geschichte verbinden. Nur indem wir die Vergangenheit nicht vergessen, können wir für die Zukunft gewappnet sein. Die Bühne als Ort, an dem Geschichte lebendig wird, ist der beste Platz, diese Erinnerungsarbeit zu leisten. - Die Revueoperette kehrt nach 85 Jahren zurück in die Volksoper
Wir wollen im Erinnern nicht nur an das Ende all jener Künstler:innen denken, die der Volksoper so lange Zeit verbunden waren, wir wollen vor allem ihre Kunst ins Heute holen und feiern, all die wunderbaren Lieder der Revueoperette, die Gruß und Kuss aus der Wachau so einzigartig machen. Nach 85 Jahren erklingen zahlreiche Melodien erstmalig wieder in demselben Saal, für den sie komponiert wurden. 2023 können Sie damit erneut die unbändige Lebensfreude hören und genießen, die aus diesen Melodien fließt. - Das Ensemble von heute spielt das Ensemble von damals
Ganze dreiundzwanzig Darsteller:innen umfasst das Ensemble von Lass uns die Welt vergessen, das Einblick in die Dynamiken des damaligen Probenprozesses gibt. Gemeinschaftlich verkörpern sie ihre Kolleginnen und Kollegen aus 1938 und knüpfen damit an die künstlerische DNA der Volksoper an. Unser Ensemble schafft es, dass die Künstler:innen von damals in den Körpern von heute zurück an jenen Ort kehren, der einmal ihre künstlerische Heimat war. - Eine musikalische Entdeckungsreise in verschiedene Welten
Es ist eine Weltpremiere mit bereits bestehender Musik: Komponistin und Dirigentin Keren Kagarlitsky rekonstruierte die Jara Beneš-Partitur von Gruß und Kuss aus der Wachau, arbeitete zudem Musik von verfemten und als „entartet“ gebrandmarkten jüdischen Komponisten wie Gustav Mahler, Arnold Schönberg und Viktor Ullmann in die Produktion ein und schuf zusätzliche Kompositionen. Die Partitur erzählt auf diese Weise von unbekümmerter Lebensfreude ebenso wie von Melancholie und Trauer, von Tod ebenso wie von Überleben. - Wie hätten wir alle uns verhalten?
Eine Darstellerin wird von den neuen Machthabern aus der Produktion entfernt – eine andere könnte ihre Rolle übernehmen. Kolleginnen und Kollegen werden schikaniert, andere sehen zu, ohne dagegen aufzubegehren. Viele ergreifen Partei, noch mehr schweigen. Die Produktion ist für alle Beteiligten eine Selbstbefragung: Wie hätten wir alle uns damals verhalten? Aber auch: Wie würden wir uns heute in einer ähnlichen Situation verhalten? Diese Fragen geben wir auch an unser Publikum weiter. Nicht um zu urteilen, sondern um zu verstehen.
Eine wichtige Quelle für Theu Boermans beim Schreiben war Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt. Aus der Volksoper vertrieben – Künstlerschicksale 1938. In diesem Buch von Dr. Marie-Theres Arnbom werden viele der Lebensgeschichten noch ausführlicher erzählt, 2023 erscheint es nach großem Erfolg in neuer Auflage.