Der große österreichische Komponist Friedrich Cerha ist am Dienstag, den 14. Februar 2023 kurz vor seinem 97. Geburtstag in Wien verstorben. Der 1926 in Wien geborene Komponist Friedrich Cerha galt als bedeutendster österreichischer Komponist der Gegenwart. 1958 gründete er das Wiener Solistenensemble „die reihe”, das er Jahrzehnte lang leitete. Bereits 1960/61 entstand der Zyklus Spiegel, ein für Cerhas Schaffen zentrales Werk. Mit seiner 1979 entstandenen Fassung des dritten Aktes von Alban Bergs Lulu machte er sich auch international einen Namen. Immer wieder setzte sich Friedrich Cerha mit unterschiedlichen Stilrichtungen wie der Zwölftonlehre, dem Neoklassizismus oder der Seriellen Musik auseinander. Dabei ging es ihm stets um emotional mitvollziehbare Entwicklungen, die sowohl seine großen Orchesterwerke als auch seine Kammermusik prägten.
Zentral für sein Schaffen sind die Musiktheaterwerke. Ende der 70er Jahre beschäftigte er sich mit Bertolt Brechts Baal und es entstand das gleichnamige Werk, in dem Cerha vor allem das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft thematisierte. Weitere Werke wie Der Rattenfänger (1984-1986) und Der Riese vom Steinfeld (1997) folgten. An der Volksoper fand am 11. Oktober 2014 die Österreichische Erstaufführung seiner komischen Oper Onkel Präsident in der Regie von Josef Ernst Köpplinger und unter der Musikalischen Leitung von Alfred Eschwé statt. Die „musikalische Farce“ frei nach Molnárs „Eins, zwei, drei" wurde zu einem überwältigen Erfolg bei Publikum und Presse. Zahlreich waren auch Cerhas Auszeichnungen, zu denen der Große Österreichische Staatspreis (1986) und der Ernst-von-Siemens-Musikpreis (2012) zählen.
Lotte de Beer zum Tod von Friedrich Cerha
„Friedrich Cerha zählte zu den vielseitigsten und spannendsten Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, der sich als Komponist und Musikschaffender unschätzbare Verdienste für die Weiterentwicklung und Akzeptanz Neuer Musik erworben hat. Er war der unangefochtene Doyen der österreichischen Avantgardemusik. Mein tief empfundenes Beileid gilt heute seinen Angehörigen, allen voran seiner Frau.“