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Im Gespräch mit Christoph Altstaedt

Mit Johannes Brahms’ Ein Deutsches Requiem in der Choreographie von Martin Schläpfer begeisterte Christoph Altstaedt erstmals in der Volksoper Wien. Nun kehrt der vielseitige, von vielen renommierten Orchestern in Europa und den USA geschätzte Musiker als Dirigent und Pianist für die Wiener Staatsballett-Premiere The moon wears a white shirt nach Wien zurück. 

Foto: Peter Gwiazda
Foto: Peter Gwiazda

Wann wurden Sie zum ersten Mal durch Tanz verzaubert?

Ich habe den Tanz erst relativ spät entdeckt, als ich als Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein mit Martin Schläpfer zusammenarbeiten durfte. Seine Programme präsentierten die ganze Palette des modernen Tanzes und ich erinnere mich an viele Choreographien von ihm selbst, aber auch Werke von George Balanchine oder Mats Ek, die mich verzaubert und geprägt haben.

Was verbirgt sich für Sie hinter der Ballettpremiere The moon wears a white shirt?

Ich freue mich sehr auf diesen Abend, weil er musikalisch so abwechslungsreich ist. Wir spannen einen großen Bogen von barockem, virtuosem Geigenspiel bis zu moderner, mit den Ohren György Ligetis gehörter ungarischer Volksmusik und Alfred Schnittke. Das wird kurzweilig und auch unterhaltsam. Außerdem freue mich, selbst Continuo in Locatellis Violinkonzert zu spielen sowie als Liedbegleiter in den Ligeti Essays aufzutreten.

Welchen Moment im Prozess einer Produktion mögen Sie besonders?

Eigentlich sind es zwei Momente: Der Moment der Verheißung, wenn am Anfang die Ideen für ein Projekt zusammenkommen und das Team gemeinsam überlegt, was alles möglich wäre. Diese Phase des „Denkens in alle Richtungen“ finde ich immer sehr beglückend, weil sie besonders kreativ und offen ist. Und dann mag ich die sogenannten Endproben, wenn alle Kräfte des Hauses gebündelt auf die Premiere zusteuern. Das hat eine besondere Energie. 

Welche Rolle kann der Tanz in unserer heutigen Zeit spielen?

Ich glaube, dass der Tanz für viele Menschen zugänglicher ist als die Musik. Fast jeder hat schon einmal getanzt oder kann die athletische Leistung der Tänzer:innen intuitiv würdigen. Ich mag die Übertragung der metaphysischen Kraft der Musik auf die physische Ästhetik des menschlichen Körpers. Der Tanz lässt mich die Musik auf einer zusätzlichen Ebene erfahren und bereichert mein Hörerlebnis. Der Tanz ist für ein Opernhaus eine große Chance, breite Gesellschaftsschichten anzusprechen und Menschen in die Oper einzuladen, die bisher noch nicht gekommen sind.