Lotte de Beer
Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik)Theater verzaubert? Und wodurch?
Ich war glaub ich sieben und ging mit meinen Eltern in die Oper in Lüttich. Als ich den Saal betrat und den roten Vorhang sah, das Orchester sich einstimmen hörte, da war es um mich geschehen. Die Erwartung, dass sich hinter diesem Vorhang und im Orchestergraben gleich eine ganze Welt nur für mich entfalten würde; das allein war schon die ultimative Bezauberung.
Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?
Wir singen und haschen damit nach dem Nirwana. Werden wir es finden? Natürlich nicht. Aber das befreit uns nicht von der Pflicht, danach zu suchen. Die Anstrengungen, Bemühungen, Versuche sind das Einzige, was zählt.
Welche Rolle kann/soll Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?
Was uns Menschen von allem anderen in der Natur unterscheidet, ist unser Hang, fast zwanghaft Fragen nach dem Wesen und dem Sinn des Lebens zu stellen. Das Theater findet keine Antworten, aber hier können wir laut über die Fragen des Lebens nachdenken. Manchmal stellen wir sie konfrontativ, manchmal jonglieren wir locker mit ihnen, ein anderes Mal umschiffen wir sie vielleicht ganz bewusst. Fast immer ist die Musik, die in der Volksoper erklingt, Musik aus einer früheren Zeit. Die theatralen Bilder aber sind immer aus dem Heute. Und was wir erzählen, sind Geschichten mit Ewigkeitswert. So können wir auf einer gemeinsamen Reise laut über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen nachdenken.
Geboren in
Eindhoven (Niederlande)
Fünf bis zehn wichtige Engagements
Traviata Remixed mit Operafront bei dem Amsterdam Grachtenfestival und dem Pop Festival Lowlands, Les pêcheurs de perles und Jenufa am Theater an der Wien, Il trittico an der Bayerischen Staatsoper, Mosé in Egitto bei den Bregenzer Festspielen, Il barbiere di Siviglia an der Nationale Opera Amsterdam, Der fliegende Holländer an der Malmö Opera, Lulu an der Oper Leipzig, Verdis Don Carlos an der Staatsoper Stuttgart, Le nozze di Figaro beim Festival International d'Art Lyrique d'Aix-en-Provence
Prägende Zusammenarbeit mit diesen Künstler:innen
Peter Konwitschny, Pierre Audi, Christof Hetzer, Rae Smith, Jorine van Beek, Thomas Hengelbrock
Debüt und wichtige Partien an der Volksoper Wien
Ab September 2022 Direktorin der Volksoper Wien
Erste Regiearbeit an der Volksoper: Jolanthe und der Nussknacker (Saison 2022/23)
Bedeutende Preise & Ehrungen
2015: Ehrung in der Kategorie „Newcomer“ bei den International Opera Awards (London)
2018: Distinguished Artist Award der International Society for the Performing Arts (ISPA)
2020: International Opera Awards – Nominierung in der Kategorie Best Director
* Verwendung der Fotografie (© David Payr) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien