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Ein Werk, mittendrin in den Auseinandersetzungen zwischen Orient und Okzident, Mann und Frau, Kultur und Natur, Rache und Vergebung. Eine Oper über den Zusammenprall zweier verschiedener Kulturen, aber in verschobener Perspektive, wie Mozart-Forscher Volkmar Braunbehrens schreibt: „Europäer, am Hof eines türkischen Herrschers zwangsweise festgehalten, erleben eine Großmut von viel höherer Moral, als sie sie aus ihren eigenen europäischen Ländern kennen.“

Mit der Neuinszenierung von Mozarts Singspiel durch den preisgekrönten Regisseur Nurkan Erpulat, geboren in der Türkei, als Student Anfang der 2000er-Jahre nach Berlin gekommen, soll an der Volksoper ein neuer, authentischer und vor allem unmittelbarer Blick auf dieses Werk geworfen werden. Dabei rücken gerade auch die Frauenfiguren in den Fokus: „Gerade in Bezug auf die Frauenfiguren geht es auch viel um Fragen der Sexualmoral, der Ehre und Treue.“, so der Regisseur. Doch im Zusammenspiel von historischem und politischem Diskurs sowie schmerzerfüllter Poesie bleibt das Werk für Erpulat stets eine Komödie – ein Singspiel eben, eine „Volks-Oper“ im besten Sinne!

1. Akt – Vor dem Tor

Nach einer weiten Reise erreicht Belmonte das Serail des Bassa Selim an der türkischen Küste. Endlich soll er seine Geliebte Konstanze wiedertreffen, die entführt und gemeinsam mit Blonde, ihrer Gesellschafterin, und Belmontes Diener Pedrillo an den Bassa verkauft wurde.

Zunächst trifft Belmonte auf den Palastaufseher Osmin, der ihm den Eintritt verweigert und auf seine Frage nach Pedrillo argwöhnisch und gereizt reagiert. Es gelingt dem Neuankömmling dennoch, Pedrillo zu sprechen. Von ihm erfährt Belmonte, dass Konstanze lebt – aber die Zweifel, ob sie ihm noch treu sei, kann Pedrillo nicht zerstreuen.

Da kommt der Bassa – begleitet von seiner Leibgarde – von einer Lustfahrt auf dem Meer mit Konstanze zurück. Selim verehrt und umwirbt Konstanze, die seine Zuneigung jedoch nicht erwidert. Vielmehr bricht sich Konstanzes Kummer Bahn, und sie eröffnet Selim den Grund für ihre beharrliche Zurückweisung: Ihre Liebe zu Belmonte und das Heiratsversprechen, das sie ihm gegeben hat, sind für sie ungebrochen. Konstanzes Standhaftigkeit entfacht Selims Interesse nur noch mehr …

Um in den Palast zu kommen, bedarf es einer List: Pedrillo gibt Belmonte vor dem Bassa als Baumeister aus. Die in Aussicht gestellten Dienste werden akzeptiert, und schließlich kommen die beiden auch an Osmin vorbei und gelangen in den Palast.

2. Akt – Der Paradiesgarten

Im Garten des Bassa tummeln sich mancherlei wundersam-sinnliche Gestalten – Konstanze aber ist ganz in ihrer Traurigkeit gefangen. Blonde dagegen hat sich mit dem neuen Umfeld bereits gut arrangiert. Osmins unbeholfene Annäherungsversuche veranlassen sie zu einer Nachhilfeeinheit, wie „Mann“ mit europäischen Frauen umgehen solle. 

Gleichzeitig wirbt Selim immer drängender um Konstanze, die zwischen ihrem Entschluss zur Treue und der Versuchung, dem Begehren des Bassa nachzugeben, hin- und hergerissen ist. Sie bleibt jedoch standhaft und postuliert entschlossen: „… zuletzt befreit mich doch der Tod!“

Pedrillo bereitet indessen alles zur Flucht vor: Blonde soll Konstanze von Belmontes Ankunft informieren, er selbst setzt Osmin mit Wein außer Gefecht. Endlich sehen Belmonte und Konstanze einander wieder: In die Freude über die Wiedervereinigung mischt sich auch Misstrauen, welches sich auf Pedrillo überträgt. Schließlich werden die Zweifel jedoch in den Wind geschossen und die Paare fallen einander, die gemeinsamen Zukunft herbeisehnend, in die Arme.

3. Akt – Das Luftschloss

Pedrillo und Belmonte liegen auf der Lauer, um ihren beiden Herzensdamen das Zeichen zur Flucht zu geben. Doch in die gespannte Stille des Aufbruchs platzt Osmin, stellt sich den Flüchtenden in den Weg und schwört Vergeltung.

Selim fühlt sich von Konstanze verraten. Der Versuch von Belmonte, sich und die anderen freizukaufen, kränkt zudem seine Ehre. Die Schmach wird noch größer, als Selim erfährt, dass Belmonte der Sohn jenes Mannes ist, der ihn vor Jahren um sein Lebensglück gebracht und zur Emigration gezwungen hat. Damit scheint das Schicksal der Liebenden besiegelt zu sein – Belmonte und Konstanze tröstet nur noch der Gedanke, dass sie die Welt nun gemeinsam verlassen werden.

Doch der Bassa widersetzt sich allen Erwartungen, beweist seinen Edelmut und gibt Osmin den Rat: „Wen man durch Wohltun nicht für sich gewinnen kann, den muss man sich vom Halse schaffen …“

Besetzung

Bühnenbild
Magda Willi
Choreinstudierung
Roger Díaz-Cajamarca
Choreographie
Gail Skrela
Textfassung für die Volksoper bearbeitet von
Sulaiman Masomi

Podcasts

Regisseur Nurkan Erpulat über „Die Türkenoper“