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(c)Fokine Estate Archiv
© Fokine Estate Archiv

Michel Fokine

Michel Fokine, geboren am 26. April 1880 in St. Petersburg, war eine der großen kulturellen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und radikaler Choreograph von Serge Diaghilews Ballets Russes. Er revolutionierte die Tanzkunst und gilt als »Schöpfer des modernen Balletts«.
Er studierte an der Kaiserlichen Ballettakademie seiner Heimatstadt und wurde nach Abschluss seiner Ausbildung 1898 umgehend als Solist ins Kaiserliche Theater engagiert. Zudem lernte Fokine auch Klavier, Violine, Mandoline und Balalaika. Seine weitere Leidenschaft galt der Malerei. Enttäuscht vom künstlerischen Leben eines Tänzers in dieser Zeit verfolgte er diese anderen Wege, bis ihm 1902 eine Stelle als Ballettlehrer an der Kaiserlichen Ballettschule angeboten wurde, wo er seine eigenen Vorstellungen von künstlerischen Zusammenhängen und choreographischen Möglichkeiten erkunden konnte. Sein erstes Ballett Acis and Galatea wurde 1905 für eine Schulaufführung kreiert. Bereits 1904 legte Fokine den Direktoren des Kaiserlichen Theaters einen Brief vor, der die Grundlage für seine berühmten fünf Thesen bildete, die er zehn Jahre später in einem Leserbrief an die Londoner Tageszeitung The Times formulierte. In diesen beschrieb er die Notwendigkeit einer Reform des Balletts im Sinne einer größeren Einheit von Libretto, Musik, Tanz und Dekor – »der Mensch sollte vom Kopf bis zu den Füßen Ausdruck sein« – sowie die historische Exaktheit von Balletten. Fokine hat dabei ähnliche Ideen entwickelt wie seine noch radikalere amerikanische Zeitgenossin und Begründerin des Ausdruckstanzes Isadora Duncan.
1907 wurde im Mariinski-Theater in St. Petersburg eine seiner ikonischsten Choreographien uraufgeführt: das poetische Solo Der Sterbende Schwan für Anna Pawlowa zum Cello-Solo von Camille Saint-Saëns. 1908 traf Fokine auf den russischen Impresario Serge Diaghilew – eine Begegnung, die sowohl ihr Leben als auch den Lauf der Ballettgeschichte verändern sollte und großen Einfluss auf die gesamte Welt der Kunst, Musik, Kultur, Mode und Literatur ausübte. Diaghilew zeigte in der ersten Saison seiner 1909 neu gegründeten Ballets Russes im Pariser Théâtre du Châtelet vier Ballette Fokines: Le Pavillon d'Armide, Cléopatre, die Polowetzer Tänze aus Fürst Igor und Les Sylphides, das erste handlungslose Ballett und gleichzeitig eine Huldigung der Romantik. Fokine schuf in der Folge für die Ballets Russes zwischen 1910 und 1914 eine Reihe von Meisterwerken, darunter die Strawinski-Ballette Der Feuervogel und Petruschka sowie Webers Le Spectre de la Rose.
1912 kam es zum Bruch mit Diaghilew. 1914 war das letzte Jahr, in dem Fokine für die Ballets Russes gearbeitet hat, darunter Josephs Legende und Midas sowie die Inszenierung und Choreografie für Nikolai Rimski-Korsakows Oper Le Coq d'Or.
In den folgenden – kriegsbedingt schwierigen – Jahren war Fokine unter anderem in Spanien tätig, wo er die dortige Tanzkultur studierte. Zudem gestaltete er 1917 mit der Choreographie zu Michail Glinkas Oper Ruslan und Ljudmila seine letzte Arbeit für das Mariinski-Theater, die sich bis heute im Repertoire befindet. 1918 emigrierte er nach Schweden. 1919 erhielt er eine Einladung nach New York, um an der Broadway-Produktion Aphrodite zu arbeiten. Diese Stadt blieb in der Folge die Heimat für den Rest seines Lebens. Er wirkte von dort aus als Choreograph für die verschiedensten Ballettcompagnien auf der ganzen Welt, darunter das Teatro Colón in Buenos Aires, die Mailänder Scala und die Ballets Russes de Monte-Carlo. Zudem gründete er 1921 in New York eine Ballettschule, 1924 seine erste Compagnie, das American Ballet, und war Gründungsmitglied des heute so berühmten American Ballet Theatre. 1940 fand mit Les Sylphides die historische Premiere dieser neuen Compagnie statt. Nach schwerer Krankheit starb Michel Fokine am 22. August 1942 in New York. Im Laufe seines Lebens schuf Fokine über achtzig Ballette, von denen viele als Meisterwerke gelten.
An der Volksoper Wien gelangt im Mai 2024 Les Sylphides in der Einstudierung von Barbora Kohoutková und der Ausstattung von Darko Petrovic zur Premiere.