Ella Milch-Sheriff
Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik)Theater verzaubert? Und wodurch?
Ich habe immer gern Theater gespielt, und als ich anfing, professionell zu singen, habe ich Kurt Weil gesungen. Meine erste Oper, die ich komponierte, wurde von einem Buch beeinflusst, das ich las. Es kam mir wie eine plötzliche Erleuchtung, dass ich aus diesem Buch eine Oper machen muss. (And the Rat Laughed von Nava Semel) und das habe ich dann auch getan. Der ganze Prozess des Komponierens, der Proben und die Reaktion des Publikums haben mir klar gemacht, dass Oper und Musikdrama eigentlich das ist, was ich in meinem Leben am liebsten machen möchte.
Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?
Wenn Menschen singen, gibt es eine unmittelbare emotionale Nachricht, auch wenn sie ohne Text singen. Singen gibt einen körperlichen und emotionalen Ausdruck, den das Sprechen nicht bieten kann. Manchmal bleiben große Gedichte und Texte wegen der Musik, die zu ihnen komponiert wurde, im Gedächtnis.
Welche Rolle kann/soll Oper in der heutigen Gesellschaft einnehmen?
Die Oper ist das ultimative Genre, in dem alles vereint ist. Sie ist ein totales Theater und ein totales Musikereignis, zu dem man jede andere Technologie, Kunst, Video und KI hinzufügen kann.
Ich glaube, dass die Menschen in der heutigen Welt wieder in die Opernhäuser zurückkehren werden, wenn wir klug genug sind, Themen zu wählen, die die jüngeren Generationen interessieren.
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Geboren in
Haifa (Israel)
Ausbildung
Komposition an der Academy of Music an der Tel Aviv Universität
Wichtige Kompositionen
2005: Oper And the Rat Laughed (aufgeführt in Israel und Europa, sowie 2009 in Toronto, Kanada)
2010: Oper Baruchs Schweigen (am Staatstheater Braunschweig, sowie in Tel-Aviv, Furth in Deutschland und Wien)
2016: Filmmusik zu Past life (Regie: Avi Nesher)
2018: Oper Die Banalität der Liebe (am Staatstheater Regensburg)
2020: The eternal stranger (Gewandhaus Orchestra in Leipzig zum 250. Geburtstag von Beethoven) – später aufgeführt am Teatro Massimo in Palermo, sowie mit der NDR Philharmonie an der Elbphilharmonie in Hamburg, mit dem BBC Philharmonic, Israel Philharmonic und Boston Symphony Orchestra, mit dem Tonhalle Orchester Zürich, dem Stockholm Radio Symphony Orchester und den Wiener Symphonikern
2021: Abschied (für Sopran und Orchester, mit den Bochumer Symphonikern unter der Musikalischen Leitung von Steven Sloane)
Prägende Zusammenarbeit mit folgenden Künstler:innen
Es gab zwei Musiker, die den größten Einfluss auf mich als Musikerin hatten.
Der erste ist mein verstorbener Ehemann Noam Sheriff, mit dem ich 36 Jahre lang bis zu seinem Tod zusammengelebt habe. Noam Sheriff war Komponist, Dirigent und Mentor für viele Musiker:innen. Er war ein großer Musiker. Ich war nie seine Schülerin, aber er war tatsächlich der Musiker, von dem ich am meisten gelernt habe. Er war der erste, der meine Partituren sah und eine ehrliche, professionelle Reaktion darauf gab, aber auch nur bei seinen Proben zu sitzen, mit ihm Musik zu hören und mit ihm über Orchestrierung zu diskutieren, war der beste Unterricht, den ich je hätte haben können.
Der zweite Musiker, der einen großen Einfluss auf meine musikalische Tätigkeit hatte und immer noch hat, ist Omer Meir Wellber. Omer dirigierte 2016 erstmals ein Werk von mir. Seitdem hat er aus Vertrauen und Glauben an meine Fähigkeiten mehrere Auftragswerke initiiert und sie in der ganzen Welt aufgeführt. Omer, ein Musiker mit großem Wissen, ein Intellektueller, jung, versteht die Welt von heute und ließ mich in jedem Stück, das ich für ihn komponierte, einen weiteren Schritt nach vorne machen. Ich habe die Oper Alma in dem Wissen komponiert, dass er sie dirigieren wird. Allein diese Tatsache, so denke ich, hat mich musikalisch auf ein Niveau gebracht, das ich vorher nicht erreicht habe. Es ist ein großes Privileg, mit solch großartigen Musikern zusammenzuarbeiten und ihnen nahe zu sein.
Debüt und wichtige Arbeiten an der Volksoper Wien
Debüt: Komposition Alma (Saison 2024/25)
Bedeutende Preise & Ehrungen
Preis für das Lebenswerk 2022 des Instituts für israelische Komponisten und Autoren
Israeli Prime-Minister Prize für ihre Kompositionen
Tel-Aviv „Rosenblume Prize“ für ihre Oper And the Rat Laughed
Website
https://www.ellamilchsheriff.com/
* Verwendung der Fotografie (© Daniel Sheriff) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien