Héloïse Sérazin
Wann warst du zum ersten Mal von Musiktheater verzaubert? Und wodurch?
Mein Onkel ist ein bekannter Dirigent und dank ihm sah ich meine erste Oper, Turandot, als ich 3 Jahre alt war. Ich war fasziniert und habe seitdem nie aufgehört, mich für diese Kunstform zu begeistern, die Musik, Theater und bildende Kunst miteinander verbindet.
Warum singen Leute und warum sprechen sie nicht?
Ich glaube, dass Musik Emotionen auf universelle Weise ausdrücken und Menschen auf eine andere Art und Weise berühren kann. Mit Gesang finden die Figuren eine andere Dimension und einen größeren Raum, um zu zeigen, was sie wollen und was sie fühlen. Oft ist es wie ein Standbild: Die Handlung wird angehalten, damit eine Figur ihre Gefühle ausbreiten und dem Publikum ihre Emotionen anvertrauen kann. Wie in der Operette und im Musiktheater üblich, setzt Offenbach auch in Die Reise zum Mond beides ein: das Sprechen für die Handlung und die witzigen Kommentare seiner zeitgenössischen Gesellschaft, und den Gesang für individuelle Emotionen oder für Szenen der Freude und des Spaßes in der Gruppe.
Welche Rolle kann/sollte Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?
Musiktheater bietet Unterhaltung und Leichtigkeit, was in unserer Gesellschaft, die vielen Schwierigkeiten ausgesetzt ist, unerlässlich ist. Es ermöglicht einerseits, über aktuelle Ereignisse und Situationen zu sprechen, und andererseits, schwierige Themen zu beleuchten. Musiktheater kann eine erzieherische und therapeutische Funktion haben und Menschen zusammenbringen. Als jüngstes Beispiel habe ich gerade das Stück Un Homme qui marche mit Musikern und Inhaftierten inszeniert, und es hat mir die Kraft des Musiktheaters deutlich vor Augen geführt.
Geboren in
Frankreich
Ausbildung
Violine am Konservatorium
Forschungsmaster in Musikwissenschaften an der Universität Sorbonne in Paris (Arbeit über die Inszenierung von Orphée et Euridice von C.W. Gluck, insbesondere die von Pina Bausch)
Schauspielstudium u. a. am Cours Florent und am Centre Dramatique de la Courneuve
5-10 wichtige Engagements
Regieassistenz u. a. an der Semperoper Dresden, Finnische Nationaloper & Savonlinna Opera Festival (Finnland) , Bolschoi Theater (Russland), Opéra national de Paris – Palais Garnier und Opéra Bastille, Opéra national du Rhin Opéra de Marseille etc.
Eigene Inszenierungen
2018: Inspirations Russes (CRR de Boulogne)
2019: Regie Schuberts Winterreise (Théâtre des Champs-Élysées)
2020 inszenierte sie ein Projekt rund um Beethovens 5. Symphonie für das Orchestre de Chambre de Paris und gestaltete die Inszenierung von Yvonne, Princesse de Bourgogne des verstorbenen Luc Bondy am Palais Garnier neu.
2022: Un Homme qui marche, von L’Histoire du soldat von Igor Stravinsky und Liedern von Kurt Weill, mit dem Paris Chamber Orchestra und Inhaftierten des Meaux-Chauconin Gefängnisses (Athénée Théâtre Louis-Jouvet)
Prägende Zusammenarbeit mit folgenden Künstler :innen
Als Regieassistentin Zusammenarbeit mit Georges Lavaudant, Gilles Bouillon, Nadine Duffaut, Petrika Ionesco, Marie-Ève Signeyrole, Laura Scozzi, Clément Cogitore, Sandra Pocceschi, Laurent Pelly
Debüt an der Volksoper Wien
Szenische Einstudierung Die Reise zum Mond (Saison 2023/24)
Bedeutende Preise & Ehrungen
Teilnahme an zahlreichen Konferenzen und Veröffentlichungen, darunter Les Interviews du Magazine "Opéra International" (1997-2005), für die sie eine Auszeichnung des Observatoire Musical Francais erhielt.
Sonstiges
LA COMPAGNIE D’HÉLOÏSE ist ein Künstlerkollektiv, das von Héloïse Sérazin zusammengestellt wurde und multidisziplinäre Aufführungen kreiert, die Musik, Theater, Tanz und grafische Künste miteinander verbinden.
Website
https://www.lacompagniedheloise.com/
* Verwendung der Fotografie (© Marios Makras) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien