Marie-Christin Zeisset
Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik)Theater verzaubert? Und wodurch?
Durch Musik: Meine Eltern haben mich mit in die Philharmonie genommen ab meinem 3. Lebensjahr und mich hat dieser Klang (egal was) fasziniert. Aber so richtig war es dann mit 5 Jahren eine Schallplatte, Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1, das hat mich gefesselt. Ich habe sie quasi in Dauerschleife gehört.
Durch Musiktheater: Wenn Ballett auch dazu zählt, Cinderella! Ich war komplett fasziniert von der Musik und der Tatsache, dass man eine ganze Geschichte ohne ein einziges Wort erzählen kann.
Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?
Das habe ich mich als Kind auch gefragt - und Ballett vorgezogen. Bis ich dann als Teenager am Theater des Westens Helmut Baumanns La Cage aux Folles gesehen habe. Wie oft, weiß ich nicht mehr. Aber da war das Eis dann gebrochen.
Generell denke ich aber, dass Singen (und Tanzen) Ausdrucks- / Kommunikationsformen (und somit auch Sprache) sind, die wesentlich instinktiver sind als gesprochene Sprache.
Welche Rolle kann/soll Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?
Musiktheater kann viel. Welche Rolle ich mir wünsche? Dass es Menschen abholt und nicht elitär daherkommt, allen Menschen offensteht und all seine Möglichkeiten an Wirkungsweisen ausschöpft. Dass es in eine Welt entführt, die mal zum Nachdenken anregt, manchmal zum Nachdenken zwingt, in der man sich durchaus auch wiederfinden kann, mal schockiert ist und auch mal einfach verzaubert. Es darf und soll aufrütteln und darf auch mal schlichtweg für ein paar Stunden in eine Traumwelt entführen. Nicht zwangsläufig im selben Stück, aber ich finde beides wichtig.
Und wann immer ich mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hab, ich wünsche mir da viel mehr Möglichkeiten, dass junge Menschen die Chance haben, sich in Stücken auszuprobieren, kreativ zu sein, sich durch Musik, Tanz, Stimme, Spiel zu entdecken und zu entwickeln. Da bewirkt Musiktheater nochmal was ganz anderes und Ausbau und Förderung solcher Projekte würde ich mir wünschen.
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Geboren in
Berlin, Deutschland
Ausbildung
Klassische Ballettausbildung; Stepptänzerin, Choreographin und Pädagogin
Fünf bis zehn wichtige Engagements
- Choreographin am Friedrichstadtpalast
- MDR-Fernsehballett
- Choreographien für Filme wie 25 km / h mit Bjarne Mädel und Lars Eidinger, Fahr zur Hölle, Schwester mit Hannelore Elsner, Irgendwo in Berlin mit Rosenstolz
- Choreographien für Musikvideos wie Gekommen, um zu bleiben (Wir sind Helden), Drück die Eins (Annett Louisan), L-O-V-E (Nena, Boss Hoss, Matthias Schweighöfer für Rubbel die Katz)
- Follies, Im weißen Rössl, Grimm! (Staatsoperette Dresden)
- Roxy und ihr Wunderteam (Staatstheater Augsburg) - Operettenfrosch des BR
- Anyone Can Whistle (Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin)
- Lady in the Dark (Theater Basel)
- Peter Pan (Staatstheater Kassel)
- Stella, das blonde Gespenst vom Kurfürstendamm (Neuköllner Oper)
- Singin in The Rain, Guys & Dolls (Landestheater Schleswig Holstein)
- Kiss me, Kate! für die Konzertdirektion Landgraf
- Märchen im Grandhotel (Staatstheater Meiningen) - Operettenfrosch des BR
Prägende Zusammenarbeit mit diesen Künstler:innen
Martin G. Berger, Danny Costello
Debüt und wichtige Arbeiten an der Volksoper Wien
Choreographie Follies (Saison 2024/25)
Bedeutende Preise & Ehrungen
Nominiert für Deutschen Musiktheaterpreis 2016 für ihre Choreographie in der Uraufführung Stella an der Neuköllner Oper
* Verwendung der Fotografie (© Karim Khawatmi) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien