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Was würdest du tun?


Flüchten oder bleiben?
Schweigen oder sprechen?
Anpassen oder Widerstand leisten?
Was würdest du tun?

In der Uraufführung Lass uns die Welt vergessen – Volksoper 1938 erinnern wir an ein schmerzhaftes Kapitel der Volksoperngeschichte.

Die Probebühne der Volksoper im Jahr 1938. 

Das Ensemble arbeitet auf die Premiere der Operette Gruß und Kuss aus der Wachau hin. Es geht um Unterhaltung, die Realität soll draußen bleiben!

Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten dringt die Politik in den Probenraum ein. Was machen Intoleranz, Diskriminierung und Faschismus mit den Mitarbeiter:innen der Volksoper? 


Alle Beteiligten müssen lebensverändernde Entscheidungen fällen:

Alexander Kowalewski

Ossip Rosental

Fritz Löhner-Beda

Hulda Gerin

Walter Schödel

Hugo Wiener

Kurt Herbert Adler

Olga Zelenka

Kurt Hesky

Der Bühnenmeister

Leo Asch

Trudl Möllnitz

Viktor Flemming


Die Lebensgeschichten hinter den Videos

Wer waren die Künstlerinnen und Künstler, deren Geschichten in Lass uns die Welt vergessen  Volksoper 1938 erzählt werden? Hier geben wir einen kurzen Einblick in die Biografien der Menschen, die oben fragen: Was würdest du tun?

  • Sein Leben steht im Zeichen der Operette: Alexander Kowalewski betreibt eine Gastspieldirektion und tourt mit seinem Ensemble durch ganz Europa, um Operettennovitäten zu präsentieren. In Meran und Bozen etabliert er sich genauso wie in Holland und Frankreich. 1935 übernimmt er gemeinsam mit Jean Ernest die Direktion der Volksoper und führt sie erfolgreich bis zum 13. März 1938. Ihm gelingt die Flucht nach Frankreich, nach Ende des Krieges kehrt er mit seiner Frau Clementine nach Wien zurück und versucht, an seine großen Jara Beneš-Erfolge anzuschließen.

    Alexander Kowalewski wird in der Uraufführung gespielt von Marco Di Sapia.

  • Kaum ein Schriftsteller dieser Zeit weist so vielfältige Talente und zugleich eine unerschöpfliche Produktivität auf wie Fritz Löhner-Beda. Operettenlibretti und Schlager, ernste Gedichte und politische Gedanken zeigen seine Facetten. Er äußert sich gegen die Nationalsozialisten, die ihn nach dem „Anschluss“ sofort verhaften. Löhner-Beda wird nach Buchenwald deportiert, wo er gemeinsam mit Hermann Leopoldi das „Buchenwald-Lied“ verfasst: „Wir wollen trotzdem Ja zum Leben sagen.“ 1942 wird Löhner-Beda in Auschwitz erschlagen. Seine Frau und seine Töchter werden ebenfalls von den Nationalsozialisten ermordet.

    Fritz Löhner-Beda wird in der Uraufführung gespielt von Carsten Süss.

  • Unter einem anderen Namen ist sie noch heute bekannt: Hilde Güden. Geboren als Hulda Geiringer beginnt ihre Karriere als Sängerin 1935, zwei Jahre später wird sie an die Volksoper engagiert. Durch ihren Vater, eine schwierige Persönlichkeit, der den Nationalsozialsten nahesteht, glaubt sie sich 1938 sicher, doch gilt die Familie nach den Nürnberger Rassegesetzen als jüdisch. Clemens Krauss protegiert die Sängerin, bis 1942 singt sie an der Münchner Staatsoper, danach muss sie Deutschland verlassen und lebt in Italien. Nach dem Krieg zählt Hilde Güden zu den bekanntesten Sängerinnen.

    Hulda Gerin wird in der Uraufführung gespielt von Johanna Arrouas.

  • Für die Kabarettbühne „Femina“ schreibt Hugo Wiener gemeinsam mit Kurt Breuer 25 Revuen, die auch auf Europa-Tournee gehen. Ab 1935 arbeitet Wiener gemeinsam mit Fritz Löhner-Beda für Jara Beneš an der Volksoper. 1938 rettet ihm ein Kollege, der Regisseur Eugen Strehn, das Leben und bietet ihm ein Engagement nach Kolumbien an. Hugo Wieners Mutter und Schwester können nicht fliehen, sie werden deportiert und schließlich ermordet. Auf der Überfahrt nach Kolumbien lernt Hugo Wiener Cissy Kraner, seine spätere Ehefrau, kennen, sie kehren nach dem Krieg nach Wien zurück und zählen hier zu den bekanntesten Künstlern der Kleinkunstszene.

    Hugo Wiener wird in der Uraufführung gespielt von Florian Carove.

  • Kurt Herbert Adler wächst in einem Elternhaus auf, in dem Bildung, Sprachkenntnisse und Musik an erster Stelle stehen. Nach seinem Musikstudium geht er nach Kaiserslautern ins Engagement, dort lernt er seine Frau, die Sängerin Trudl Möllnitz, kennen. Sie gehen 1935 nach Wien, wo Adler an die Volksoper engagiert wird und im Sommer als Assistent Arturo Toscaninis bei den Salzburger Festspielen arbeitet. 1938 flüchtet er nach Chicago, seine Frau folgt ihm nicht, die beiden trennen sich. Ab 1953 leitet Adler die San Francisco Opera und gilt als einer der einflussreichsten Operndirektoren weltweit. 

    Kurt Herbert Adler wird in der Uraufführung gespielt von Lukas Watzl.

  • Noch nicht 18-jährig findet Kurt Hesky erstmals auf eine Wiener Bühne, tourt durch die Provinz und etabliert sich in Karlsbad als Regisseur im Operettengenre, tritt aber auch selbst in kleineren Rollen auf. 1935 engagiert ihn Alexander Kowalewski als Regisseur und Spielleiter an die Volksoper, wo er sich drei Produktionen von Jara Beneš widmet. 1938 gelingt ihm die Flucht nach Brasilien, wo er im Edelsteinhandel tätig ist. Ob er seine künstlerische Tätigkeit fortsetzt, ist nicht bekannt.

    Kurt Hesky wird in der Uraufführung gespielt von Jakob Semotan.

  • Trudl Möllnitz (eigentlich Gertrud) wurde in Leipzig geboren. In Kaiserslautern, wo sie als Mezzosopran engagiert war, lernte sie Kurt Herbert Adler kennen. Die beiden heirateten 1932 in Wien. Sie war Sängerin und Kabarettistin, trat in Wien in zahlreichen Musiktheateraufführungen in Erscheinung. Als Adler beschloss, in die USA zu gehen, folgte sie ihm nicht. Die beiden trennten sich, Trudl Möllnitz heiratete später erneut und blieb der Bühnenkarriere unter neuem Namen treu.   

    Trudl Möllnitz wird in der Uraufführung gespielt von Theresa Dax.

  • Die Operette bestimmt Leben und Karriere Viktor Flemmings auf der Bühne des Theaters an der Wien und des Raimundtheaters ebenso wie an der Volksoper. Doch seine große Leidenschaft gilt dem neuen Medium Radio: Als Spielleiter, Sänger und Regisseur widmet er sich dem Operettenschaffen, dem er auch selbst Kompositionen hinzufügt. 1939 flüchtet er mit seiner Frau Johanna nach Luxemburg, wird jedoch nach dem nationalsozialistischen Überfall verhaftet, nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert, wo er 1944 ermordet wird. 

    Viktor Flemming wird in der Uraufführung gespielt von Ben Connor.

  • Die Figuren von Ossip Rosental, Leo Asch, Olga Zelenka, Walter Schödel und dem Bühnenmeister der Volksoper (in der Uraufführung gespielt von Andreas Patton, Szymon Komasa, Sofia Vinnik, Nicolaus Hagg und Gerhard Ernst) wurden für Lass uns die Welt vergessen – Volksoper 1938 imaginiert, um auch jenen Mitarbeitern eine Rolle auf der Bühne zu geben, die nicht zu den bekannten und historisch überlieferten Künstler:innen gehören. Ihre auf der Bühne erzählten Lebensgeschichten sind fiktiv.


    Zur Vertiefung

    Die Lebensgeschichten der oben erwähnten Künstlerinnen und Künstler werden  neben vielen anderen  ausführlich in dem Buch Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt. Aus der Volksoper vertrieben  Künstlerschicksale 1938 beschrieben, das dem Stück Lass uns die Welt vergessen  Volksoper 1938 auch als Quelle und Inspiration diente. All jenen, die mehr über die Schicksale der Beteiligten erfahren wollen, legen wir dieses Buch von Historikerin Marie-Theres Arnbom wärmstens ans Herz. Anlässlich der Uraufführung erscheint es als ergänzte Neuausgabe der 1. Auflage (u. a. erhältlich an der Volksopernkasse).