Die als Schauergeschichte erzählte Ballade über den fliegenden Holländer lässt Senta nicht mehr los. Statt Furcht empfindet sie jedoch tiefe Sehnsucht, den Verfluchten zu erlösen. Allen Warnungen ihrer Umgebung zum Trotz ist sie entschlossen, „bis in den Tod getreu ihm auf Erden“ und dadurch der Schlüssel zu seiner Ruhe zu sein. Aron Stiehl beschreibt in klaren Bildern die inneren Zustände der Figuren: „Seelenräume“, die umso mehr in den Bann ziehen, als sie immer auch einen Rest Geheimnis bewahren.
Weil er bei einer gefährlichen Fahrt um ein Kap den Teufel angerufen hat, ist der Fliegende Holländer zu rastloser Irrfahrt und endloser Suche verdammt – es sei denn, er findet eine Frau, deren bedingungslose Treue ihm die Erlösung aus seinem untoten Dasein bringt. Aber nur alle sieben Jahre darf er an Land gehen, um die Seelenverwandte zu finden …
In Riga, wo Richard Wagner als Musikdirektor angestellt war, lernte er durch Heinrich Heines "Memoiren des Herren von Schnabelewopski" die Sage vom Fliegenden Holländer kennen und war begeistert von der romantischen Schauergeschichte. Als er seine Anstellung verlor, begab er sich auf die Flucht vor seinen Gläubigern. Das Schiff geriet auf seiner Fahrt nach England in einen schweren Sturm. Die Reise inspirierte Wagner zum Libretto und der Komposition des "Fliegenden Holländers".
Erster Aufzug: Trügerische Ruhe nach einem Meeressturm in der Bucht von Sandwike. Der norwegische Kapitän Daland ist in Rage: Kurz bevor er mit seiner Mannschaft den heimatlichen Hafen erreichen konnte, wurde sein Schiff wieder vom Kurs abgebracht. Nun wartet man abermals auf günstigen Wind, und so begibt sich die gesamte Besatzung zur Ruhe. Allein der Steuermann übernimmt die Wache und singt – um gegen die Müdigkeit anzukämpfen – der fernen Geliebten ein sehnsuchtsvolles Lied.
Als der Sturm erneut auffrischt, nähert sich ein gespenstisches Schiff; schwarze Masten und blutrote Segel tauchen am Horizont auf. Eine finstere Gestalt tritt in die Einsamkeit der Nacht: Es ist der fliegende Holländer. Vom Teufel einst für seinen seemännischen Übermut verflucht, irrt er nun auf den Weltmeeren umher und findet kein Ende, keinen Tod. Dem Rastlosen bleibt nur der eine Hoffnungsschimmer: Um Erlösung zu finden, bekommt er alle sieben Jahre die Möglichkeit, an Land zu gehen, um dort eine Frau in unbedingter Treue an sich zu binden. Doch bisher ist ihm dies nicht gelungen.
Als Daland aus seiner Kajüte zurückkommt, entdeckt er das fremde Schiff. In einer Unterredung der beiden Schiffskommandanten eröffnet der Holländer dem norwegischen Kaufmann eine Vorstellung seiner unermesslichen Reichtümer. Gegen das „Obdach einer einz’gen Nacht“ bietet der Heimatlose Daland kostbare Schätze. Doch nicht nur Besitztümer werden verhandelt, der Holländer entlockt Daland außerdem die Aussage, er habe ein „treues Kind“: seine Tochter Senta ... Ein neuer Impuls der Hoffnung erfüllt den Holländer, und gemeinsam macht man sich zur Abfahrt bereit.
"Doch kann dem bleichen Manne
Erlösung einstens noch werden,
fänd’ er ein Weib, das bis in den Tod
getreu ihm auf Erden!" (Senta)
Zweiter Aufzug: Eine Gruppe von Frauen in Dalands Haus erwartet die Heimkehr ihrer Väter, Gatten und Bräutigame. Einzig Senta will sich nicht gemeinsam mit ihrer Amme Mary und den anderen Mädchen die Zeit vertreiben. Ganz ihren Gedanken und Visionen nachhängend, trägt sie schließlich eine Ballade vor, die vom geheimnisvollen fliegenden Holländer und seinem grauenvollen Schicksal erzählt. Ihre Fantasie, dass es ihre eigene Bestimmung sein könnte, das Schicksal des Verdammten umzukehren, löst in ihr ekstatische Freude aus. Das erschreckt nicht nur ihre Zuhörerinnen, sondern auch den hinzugekommenen Erik, welchem Senta einst Ehe und Partnerschaft in Aussicht gestellt hat. Die Nachricht, Dalands Schiff sei heimgekehrt, treibt die Frauen in Richtung Hafen. Mittels der Erzählung eines mahnenden Traums hält Erik Senta zurück und versucht, sie wieder zur Vernunft zu bringen. Doch er muss erkennen, dass dieser die Obsession der jungen Frau nur noch mehr befeuert. Erik stürzt verzweifelt davon.
Da tritt der Holländer in Sentas Versunkensein: Erzählung wird Wahrheit. Der durch Sentas mangelnde Wiedersehensfreude irritierte Daland versucht, die Gründe für die Beherbergung des Gastes aufzuklären, doch weder dies, noch die Bekanntmachung seiner Tochter mit dem Fremden ist vonnöten. Senta weiß genau, wer vor ihr steht. Alleingelassen bricht sich ein gegenseitiges Treuegelöbnis Bahn.
"Wohl hast du Treue mir gelobt,
doch vor dem Ewigen noch nicht;
dies rettet dich!" (Der Holländer)
Dritter Aufzug: Im Hafen feiert man die Heimkehr der Seeleute, während das von finsterer Anmutung umschlossene Schiff des Holländers ohne Lebenszeichen vor Anker liegt. Ausgelassen muntern die norwegischen Matrosen die Mannschaft des fremden Schiffes auf, mit ihnen zu feiern. Kein Lebenszeichen. Leise greift die Befürchtung um sich, man habe es mit einem Geisterschiff zu tun. Die kurz darauf hereinbrechenden, nicht zu erklärenden Naturgewalten wie ein plötzlich erschallender gespenstischer Chor scheinen die Vermutung zu bestätigen.
Senta eilt, verfolgt von Erik, zum Hafen. Noch einmal versucht er, an ihren Verstand wie an ihr zurückliegendes Treuegelöbnis zu appellieren. Diese Auseinandersetzung mitanhörend, wähnt sich der Holländer betrogen; seine Hoffnung auf Erlösung scheint zerschlagen. Dennoch ist es nicht sein eigenes aussichtsloses Schicksal, das ihn am meisten bestürzt: Senta ist es, die er von ihrem Schwur freisprechen möchte, um sie nicht mit in seine Verdammnis zu reißen. Aber diese hat bereits eine eigene Entscheidung getroffen …
Besetzung
- Dirigent
- Alfred Eschwé
- Regie
- Aron Stiehl
- Bühnenbild
- Frank Philipp Schlößmann
- Kostüme
- Franziska Jacobsen
- Choreinstudierung
- Holger Kristen
- Daland, ein norwegischer Seefahrer
- Andreas Mitschke
- Senta, seine Tochter
- Kristiane Kaiser
- Erik, ein Jäger
- Vincent Schirrmacher
- Mary, Sentas Amme
- Annely Peebo
- Der Steuermann Dalands
- Szabolcs Brickner
- Der Holländer
- Markus Marquardt