Kai Tietje
Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik-)Theater verzaubert? Und wodurch?
Prägend für mich als Kind war (leider?) die Schlagermusik der 70er Jahre. Viele Lieder lernte ich am Radio auswendig. Ich hatte bald viel Spaß am Musik machen: Neben besagtem Singen traten der Reihe nach Flöte, Akkordeon, Klavier und später auch Keyboards in mein Leben.
Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?
Die Verbindung von vokaler Musik und Theater ist keine Selbstverständlichkeit. Musik ist eigentlich schon erzählerisch genug, besonders auf der Gefühlsebene, aber sie ist semantisch erst einmal unkonkret. Durch den Gesang kommen einerseits Worte und andererseits eine noch unmittelbarere Gefühlsübertragung hinzu. Die Verbindung bzw. der Wechsel von intensiver Musik mit einer theatralen, erzählten Handlung bietet uns – im Idealfall – das Beste aus all den Welten: Eine nachvollziehbare Handlung, die uns in Situationen führt, in der Arien, Songs etc. platziert sind. Diese können dort Raum und Zeit auflösen.
Welche Rolle kann/soll Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?
Musiktheater sollte wichtig sein, sich wichtigmachen. Auch für die junge Generation, und auch für die Leute, die sich ihm nicht nur aus musealem Interesse widmen. Hier sollte ein Angebot stattfinden, das eine gute, aktuelle, anspruchsvolle Alternative zu Kino, Clubs und Netflix ist.
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Geboren in
Aschaffenburg (Deutschland)
Ausbildung
Diplom als Ton- und Bildingenieur, Künstlerischer Abschluss im Dirigieren an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf
Wichtige Engagements
Gastdirigent an der Komischen Oper Berlin (CliviaHeute Nacht oder nie – Die Spoliansky-Revue, Arizona Lady, Roxy und ihr Wunderteam), Musikalischer Leiter der Musicalsparte am Landestheater Linz (Les Misérables, Show Boat, Next To Normal, u.v.m.), Dirigent bei den Vereinigten Bühnen Wien (Tanz der Vampire, Sister Act, Ich war noch niemals in New York), Mitentwickler, Arrangeur und Dirigent der Musicals Io senza te, Oh läck du mir! in Zürich (Theater 11) und der Strauss-Adaption Die Rache der Fledermaus (Uraufführung im Casinotheater Winterthur), Gastdirigent am Staatstheater Nürnberg (Sweet Charity, Silk Stockings, The Lights of Broadway), Kapellmeister am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen (Crazy For You, Anything Goes, Schalke-Musical Nullvier u.v.m.), Anatevka bei den Bad Hersfelder Festspielen, Evita und Next To Normal am Theater Dortmund
Prägende Zusammenarbeit mit diesen Künstler:innen
Stefan Huber, Matthias Davids, Andreas Gergen, Gil Mehmert, Barrie Kosky, Kim Duddy, John von Düffel, Die Geschwister Pfister
Debüt und wichtige Arbeiten an der Volksoper Wien
Debüt: Sigrid Hauser Pur (Saison 2014/15)
Wichtige Arbeiten: Axel an der Himmelstür (Arrangements), Die Csárdásfürstin (Arrangements), Roxy und ihr Wunderteam
Bedeutende Preise & Ehrungen
2002: Gelsenkirchener Theaterpreis
2015: Prix Walo (Beste Bühnenproduktion) für Io Senza Te am Theater 11 in Zürich
2016: Operettenfrosch für Axel an der Himmelstür (Arrangement) an der Volksoper Wien
2018: Operettenfrosch für Die Rache der Fledermaus am Casinotheater Winterthur
2019: Operettenfrosch für Ball im Savoy (Arrangement) am Staatstheater Nürnberg
2019: Operettenfrosch für Märchen im Grand Hotel (Arrangement) am Staatstheater Hannover
Website
* Verwendung der Fotografie (© Ludwig Olah) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien